Ergänzende Sendungen zum Thema:
Dokumentation: https://www.youtube.com/watch?v=Q-myA6zraVE
„Die Geschichte der Psychiatrie“ (KVPM) https://www.youtube.com/watch?v=l3BzJiWD0-w
Flyer Internationale Ausstellung: „Psychiatrie: Tod statt Hilfe“ HIER KLICKEN |
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04.06.2024 | www.kla.tv/29279
Die Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte Deutschland e.V. (KVPM) (https://www.kvpm.de/home) ist seit fünf Jahrzehnten unentwegt im Einsatz für die Opfer der teils brutalen Praktiken der Psychiatrie. Die Kommission hat unzählige psychiatrische Missstände dokumentiert, aufgedeckt und erfolgreich beseitigt. Sie verlangt die sofortige Abschaffung von psychiatrischen Zwangspraktiken wie Elektroschocks, Fixierungen von Patienten und die zwangsweise Verabreichung von Psychopharmaka mit gefährlichen Nebenwirkungen. 2024 ist die Internationale Wanderausstellung „Psychiatrie: Tod stattHilfe“ der amerikanischen Schwesterorganisation Citizens Commission on Human Rights (CCHR) weltweit und auch in Europa zu sehen. Anhand von 14 Stellwänden wird die Chronologie der schädigenden Praktiken der Psychiatrie von ihren Anfängen bis zur Gegenwart öffentlich gemacht. Im April 2024 wurde die Ausstellung erfolgreich in Stuttgart gezeigt. Besucher können sich 14 preisgekrönte Dokumentarfilme mit 160 Experten und Betroffenen ansehen. Darin wird über die Vermarktung von psychischen und teils erfundenen Krankheiten der Psychiatrie und das Milliardengeschäft mit gefährlichen Psychopharmaka aufgeklärt. Aktuell wird die Ausstellung „Psychiatrie: Tod statt Hilfe“ noch bis zum 10. Juni 2024 in München gezeigt. Sie zeigt auch auf, wie man sich vor psychiatrischen Übergriffen schützen kann. Interviews mit Experten und Betroffenen erlauben einen seltenen Einblick in unmenschliche psychiatrische Praktiken. Kla.TV strahlt im Anschluss ein Interview mit dem Autor, Arzt und Psychotherapeuten Dr. Josef Zehentbauer aus sowie ein Interview mit Robert, der als Kind in die Psychiatrie eingewiesen und mit Psychopharmaka ruhiggestellt wurde. Die vollständige Dokumentation „Der Schein trügt – Ein Blick in die Psychiatrie“ beinhaltet diese und weitere Interviews und ist auf der KVPM-Website unter www.kvpm.de einsehbar. Dr. Josef Zehentbauer: Mein Name ist Josef Zehentbauer. Ich bin Arzt, Psychotherapeut, arbeite auch als Psychotherapeut und Autor mehrerer Bücher, die auch in verschiedenen Sprachen übersetzt worden sind. Also die derzeitige Schulpsychiatrie in Deutschland hat ein, ich würde sagen, grundsätzlich menschenverkennendes bis menschenverachtendes Konzept. Und das gründet darin, dass jedes Leiden, jedes psychische Leiden, zur Krankheit erklärt wird. Das ist aber falsch. Es gibt sehr viel tiefmenschliches Leiden, das überhaupt nichts mit Krankheit zu tun hat, sondern zum Menschsein an sich gehört und auch keine psychiatrische oder pharmakologische Antwort verlangt, sondern ein empathisches Eingehen, ein menschenfreundliches, liebevolles auf diesen Menschen, in der Krise lebenden, ja, auf ihn zugehen und ihm helfen. Das schon. Der ärztliche Eid des Hippokrates bedeutet ja, dass als Grundprinzip einem Menschen kein Schaden zugefügt werden soll. Und dieser Grundsatz wird in der Psychiatrie sicherlich sehr, sehr oft gebrochen. Ja, wenn ein Patient mit einem massiven Lebensproblem, wenn er zu einem Psychiater geht und Hilfe sucht, dann wird er mit großer Wahrscheinlichkeit auf einen Arzt treffen, der wenig Zeit hat und der dann pharmakologisch antwortet. Er gibt ihm ein Rezept, nachdem er sich ein kurzes Bild davon gemacht hat. Den schlechten Ruf, den die Psychiatrie in Deutschland hat, würde ich sagen, ist gerechtfertigt, weil viel zu leichtfertig mit Psychopharmaka umgegangen wird, mit Freiheitsentzug und Verletzung der Menschenwürde. Antidepressiva haben Nebenwirkungen, eine ganze Reihe, ja. Sicherlich auch Nebenwirkungen, die man erst nach Jahren dann vielleicht registriert oder mutmaßen kann. Neuroleptika sind ursprünglich entwickelt worden zur Behandlung von sogenannten Psychosen, also psychischen Ausnahmezuständen, haben aber sehr, sehr viele Risiken und Nebenwirkungen, zum Teil auch bleibende Nebenwirkungen, wie Bewegungsstörungen, Grimassieren und ähnliches, oder Speichelfluss, auch bei ganz jungen Menschen. Ich würde sagen, die Medikation, der Verschreibungsstil von Neuroleptika sollte erheblich eingeengt werden, diese sollten grundsätzlich nicht bei alten Menschen gegeben werden – alt meine ich jetzt ab 70, 75, 80, und sollten auch grundsätzlich nicht bei Kindern und Jugendlichen gegeben werden. Ich denke, dass es keine medizinische Disziplin gibt, wenn man die Psychiatrie überhaupt zur Medizin rechnen will, die so sehr beeinflusst ist von der Pharmaindustrie wie die Psychiatrie. Einmal, die Psychiater haben keine andere Idee, mit diesem Leiden des Menschen umzugehen, und zum Zweiten gibt es in Europa und in Amerika diese übermächtige Pharmaindustrie, die die bunten Pillen, die sie nun mal herstellt, für sehr viel Geld auch gewinnbringend an die Leute bringen will. Die Pharmaindustrie bietet ja immer mehr an. Und auffällig ist schon, dass die neuen Medikamente, die die Pharmaindustrie auf den Markt wirft, ungewöhnlich teuer sind. Also, da geht es nicht um Millionen, sondern um Milliardengewinne, ja. Und die Psychiatrie wird gewissermaßen zum Diener, ja zum ausführenden Organ. Natürlich gibt es Menschen, die in schwerer Not sind, die Wahrnehmungsveränderungen haben, die schwerst depressiv sind, die sich umbringen wollen, ja. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass man diese Leute dann einsperrt, mit Psychopharmaka vollpumpt, womöglich entmündigt oder irgendwelche rechtlichen Betreuungen errichtet, Zwangsbehandlungen anordnet, Fixierungen, also ans Bett fesselt, sondern man müsste menschenwürdige Hilfe anbieten. Mit menschlichem Leiden muss man sich auseinandersetzen und muss auf den Menschen eingehen. Dazu braucht man aber keine Schubladen und schon gar nicht immer mehr Schubladen. Es ist auch nicht dienlich. Es ist auch nicht dienlich, 20 oder 30 oder 50 verschiedene Formen von Depressionen zu unterscheiden. Das dient niemandem außer dem Psychiater, um irgendwelche Pillen scheinbar spezifisch einzusetzen. Es bedarf einer anderen Antwort. Und die andere Antwort liegt nicht in dem Bereich der Psychiatrie. Und ich würde sagen, die Psychiatrie ist ersatzlos auch zu streichen. Robert – Betroffener: Mein Schicksal begann mit meinem neunten Lebensjahr, auf Deutsch gesagt. Ich wurde dort reingebracht, nachdem ich vorher in Tübingen in der psychiatrischen Klinik untersucht worden war. Ich wurde vom Psychiater als verhaltensgestört und verhaltensauffällig (betrachtet), ein Kind, das immer Aufmerksamkeit braucht. Ich sei angeblich ein schwieriges Kind. Ich würde am besten noch in eine andere Schule für geistig behinderte Kinder hinpassen, weil ich angeblich nicht lernen kann. Ich hatte in Mathematik Schwierigkeiten, auf Deutsch gesagt: Total verblödet, Vollidiot – auf Deutsch gesagt. Ich wurde als junges Kind ans Bett gefesselt, bekam Beta-Blocker, bekam Spritzen, bekam Psychopharmaka, die mich ruhigstellen sollten, bekam Zyprexa, ich bekam Acanitol, ich bekam auf jeden Fall Psychopharmaka reingehauen in den Kopf und Tabletten, musste die nehmen. Und wenn ich die nicht genommen habe, wurde ich dazu gezwungen – sie haben den Kopf, den Mund, den Hals dann ‘rückgezogen und haben gesagt: „Jetzt schluckst du sie!“ Es hieß, es würde mir helfen, dass ich selbstständiger werde, dass ich stabiler werde, dass ich selbstbewusster werde. Stattdessen ist eher das Gegenteil passiert. Statt selbstbewusster bin ich ängstlicher geworden, statt ruhiger bin ich eher aggressiver geworden, statt nachdenklicher, statt ein bisschen fröhlicher zu werden, bin ich eher andauernd weinerlich gewesen. Ich habe plötzlich Stimmen durch die Psychopharmaka gehört, habe plötzlich Ungeziefer durch die Psychopharmaka gehabt. Das weiß ich noch. Plötzlich habe ich Schlangen gesehen, habe mich nicht mehr getraut, das Telefon anzufassen. In meinem Zimmer habe ich plötzlich Menschen gesehen, die gar nicht vorhanden waren, oder Stimmen gehört, (die) gesagt haben, mach das, mach das, mach das... Die mich fast verrückt gemacht haben. Ich war nicht mehr ich selber. Ich war nicht mehr das unbeschwerte Kind, das ich war, bevor ich in die (Psychiatrie) kam – ich war eine gemachte Maschine. Ich lief wie ein Roboter, sprach wie eine Computermaschine und meine ganzen Bewegungsabläufe waren nicht mehr ich selber, war irgendwie wie in der Hypnose, in der Trance, richtig voll im Delirium, als würde ich so laufen. Man kann sich nicht vorstellen. Ich habe dadurch angefangen zu stottern, ich habe angefangen schlechter zu sprechen, habe noch langsamer gelernt, habe damals Krampfanfälle dann gekriegt. Ich kann mich an manche Situationen erinnern, wo noch Schaum aus dem Mund kam. Dann halt nachts, wenn ich schlafen wollte, habe ich Albträume gekriegt, wurde nachts aus dem Bett rausgerissen. Es hieß: „Auf die nächste Dosierung.“ Und das habe ich nicht meiner Mutter mehr anvertrauen können, meinen Eltern nicht mehr anvertrauen können, meinen Geschwistern nicht anvertrauen können… Und immer, wenn ich was sagen wollte, bekam ich gleich eine Spritze, dass ich still war.Das ist Psychiatrie: Die Hölle erfahren...! Also ich kann nur sagen, es ist schlecht, noch Schlimmeres kann es nicht geben. Psychiatrie tötet! Und wir müssen aufstehen, bevor es zu spät ist! Anmerkungen der Redaktion
von ann/ts