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17.07.2023 | www.kla.tv/26558
Derzeit sind die Klimaziele Deutschlands in aller Munde. Um diese erreichen zu können, ist das Handwerk stark gefragt. Doch woher kommen die Fachkräfte, die installieren und sanieren? Überall mangelt es an Personal. Handwerksverbände warnen, dass 190.000 Fachkräfte für Umrüstung und Ausbau von klimagerechter Technik fehlen. Schon vorher war das Handwerk eine der Branchen, die am meisten vom Fachkräftemangel betroffen sind. Besonders Bauelektriker oder Sanitär-, Heizungs- und Klimatechniker sind jetzt mehr als je zuvor gefragt. Was sind die Gründe für die große Not, Fachkräfte im Handwerk zu finden? Unter anderem mangelt es an Nachwuchs. Heute entscheiden sich 40 % weniger Lehrlinge für eine Handwerksausbildung, als noch im Jahr 2000. Dagegen ist die Zahl der jungen Menschen, die ein Studium beginnen, sprunghaft angestiegen. Während sich im Jahr 2000 noch 1,7 Mio. Schulabgänger für ein Studium entschieden, waren es 2021 mit ca. 3 Mio. Studenten fast doppelt so viele. Mehr als die Hälfte der Schulabgänger beginnen derzeit nach der Schule ein Studium, so dass die Universitäten binnen kürzester Zeit ihre Kapazitäten massiv aufstocken mussten. Die Folge sind Massen-Universitäten, was zu schlechteren Lernbedingungen für die Studenten führt. Wie kam es zu dieser Entwicklung? Als Deutschland ab dem Jahr 2000 an den Pisa-Studien teilnahm, wurde es von der durchführenden OECD und deren Studienleiter Andreas Schleicher wiederholt scharf kritisiert. Dieser forderte lautstark, für mehr Abiturienten und Hochschulabsolventen zu sorgen. Deutschland beugte sich diesem Druck und versuchte, die Zahl der Abiturienten zu erhöhen. Die Zahl der Abiturienten, die in den 90er Jahren noch zwischen 20 und 30 % lag, erhöhte sich auf mittlerweile 40-55 %. Auch die Einser-Abituren stiegen exponentiell an. Laut dem Bildungsforscher Prof. Hans Peter Klein gelang dies, indem die schulischen Anforderungen auf politischen Druck hin massiv abgesenkt wurden. So kam es zu immer besseren Durchschnittsnoten und einer starken Zunahme der Abiturienten. Dadurch schreiben sich nun immer mehr junge Menschen an den Universitäten ein, die nach Einschätzung von Prof. Klein nicht studierfähig sind. Dieses Problem wurde von der Politik auch erkannt. Anstatt aber einen Kurswechsel einzuleiten, suchte diese nach Wegen, um die jungen Erwachsenen trotzdem auf Biegen und Brechen durchs Studium zu bringen. So werden von den Universitäten staatlich geförderte Nachhilfekurse angeboten, unter wohlklingenden Namen wie "ein starker Start ins Studium". Die Zeche zahlt wieder einmal der Steuerzahler. Die Goethe Universität in Frankfurt erhält vom Staat beispielsweise über einen Zeitraum von 10 Jahren 42 Mio. € für solche Kurse, die die Schulabgänger studierfähig machen sollen. Zudem erhalten die Universitäten in vielen Bundesländern Prämien von rund 4.000 € für jedes abgeschlossene Studium. So korrumpiert der Staat die Hochschulen, die jungen Leute irgendwie durch ihr Studium zu bringen, um die gewünschten Quoten zu erreichen. Eine weitere Folge dieser Fehlentwicklung ist, dass immer mehr Fächer angeboten werden, die danach auf dem Arbeitsmarkt nicht wirklich gefragt sind. In Amerika nennt man dies "Mickey-Mouse-Studiengänge". Hier stellt sich die Frage, welchen Bedarf wir als Gesellschaft wirklich haben? Brauchen wir wirklich Absolventen mit Master in Gender & Queer Studies, die danach als Antidiskriminierungsbeauftragte ständig vermeintliche Geschlechterungerechtigkeiten finden müssen, um ihre Daseinsberechtigung zu beweisen? Wäre es stattdessen gesamtgesellschaftlich gesehen nicht weit dringender, Anreize zu schaffen, dass die jungen Erwachsenen eine Ausbildung als Pflegekraft, Anlagenmechaniker oder Elektriker beginnen? Prof. Klein mahnt in der Bildungspolitik ein Umdenken an und verweist dabei auf die Schweiz als leuchtendes Beispiel. Diese hat sich vom Druck der OECD nicht von ihrem bewährten dualen System abbringen lassen und hat nach wie vor eine Abiturientenrate von ca. 20 %. Dabei ist sie nicht etwa abgehängt, sondern verzeichnet die niedrigste Arbeitslosen- und Jugendarbeitslosenquote in Europa und eines der höchsten Pro-Kopf-Einkommen. Im Gegensatz dazu haben Länder ohne duales System wie z. B. die südeuropäischen Länder oder Großbritannien zwar deutlich höhere Akademikerquoten, aber auch eine deutlich höhere Jugendarbeitslosigkeit. Die Ampelregierung hat nun mit ihren ambitionierten Klimazielen und den daraus folgenden Vorschriften, wie z.B. Heizungschecks, den Bedarf im Handwerk massiv erhöht. Wer aber nun meint, sie würde dann auch die aufgezeigten Fehlentwicklungen korrigieren und die duale Berufsausbildung stärken, der wurde schwer enttäuscht. Stattdessen hat die Ampel letztes Jahr beim BAföG die Freibeträge erhöht und die Altersgrenze ausgeweitet, also eher weitere Anreize geschaffen, um ein Studium aufzunehmen. Auch hier zeigt sich somit wieder das gleiche Szenario, dass die Bundesregierung die bereits vorhandenen Probleme weiter verschärft, um dann die Zuwanderung als Lösung zu propagieren. In unserer demnächst folgenden abschließenden Sendung zum Fachkräftemangel möchten wir daher analysieren, ob dies rein aus ideologischer Verbohrtheit geschieht – oder ob die Bundesregierung möglicherweise noch ganz andere Ziele mit dieser Fachkräftestrategie verfolgt!
von tz.
- https://www.iwkoeln.de/studien/helen-hickmann-filiz-koneberg-die-berufe-mit-den-aktuell-groessten-fachkraefteluecken.html
- https://www.zdf.de/nachrichten/zdf-morgenmagazin/fachkraeftemangel-handwerk-100.html
Mehr Studenten – weniger Auszubildende - https://www.afd.de/joachim-paul-fachkraeftemangel-in-handwerk-und-pflege-endlich-beenden-meister-statt-master/
- https://www.news4teachers.de/2022/04/immer-mehr-abiturienten-immer-mehr-spitzennoten-immer-weniger-niveau-deutschland-im-akademisierungswahn/
- https://www.studis-online.de/hochschulpolitik/art-2169-bildungsexpansion-interview2019.php
Jugendarbeitslosigkeit Schweiz: https://www.seco.admin.ch/seco/de/home/Arbeit/Arbeitslosenversicherung/arbeitslosigkeit/Jugendarbeitslosigkeit.html
file:///Users/maxmustermann/Downloads/Bericht_Jugendarbeitslosigkeit_v2020_D-1.pdf EU: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/74795/umfrage/jugendarbeitslosigkeit-in-europa/
Großbritannien: https://de.tradingeconomics.com/united-kingdom/youth-unemployment-rate
Bafög-Reform der Bundesregierung: https://www.l-iz.de/melder/wortmelder/2022/06/ampel-koalition-beschliesst-umfassende-bafoeg-reform-rund-20-000-studenten-in-sachsen-profitieren-davon-457154