Weiterführende Sendungen zu diesem Thema War made easy – Wenn Amerikas Präsidenten lügen https://www.kla.tv/10276 Bundesgerichtsentscheid: Krieg wird zur Privatsache https://www.kla.tv/9449 |
---|
Bitte geben Sie einen Suchbegriff ein oder benutzen Sie die alphabetische Sortierung
Sendungstext
herunterladen
17.05.2022 | www.kla.tv/22551
Russland wird immer wieder vorgeworfen, keine Pressefreiheit auszuüben und kritische Stimmen in der Presse zu unterdrücken. Aber steht es mit der Berichterstattung im Westen besser? Ist die momentane Kriegsberichterstattung neutral, sodass z.B. auf beiden Seiten Kriegsverbrechen aufgedeckt werden, oder muss man davon ausgehen, dass die Berichte auch bei uns bereits manipuliert erscheinen? In seinem Buch „INSIDE CORONA“ schreibt der investigative Journalist Thomas Röper unter anderem über die Rolle der Medien in der Berichterstattung. Dabei blendet er zurück ins Jahr 2008. Damals deckte die New York Times in Amerika und der SPIEGEL in Europa auf, dass eine riesige PR-Truppe (Öffentlichkeitsarbeit) der Bush-Regierung die Öffentlichkeit seit Jahren hinters Licht geführt hatte. Ziel war, die damaligen Kriege in Afghanistan und dem Irak in der Berichterstattung der Medien als gutes Werk und als Erfolg darzustellen. In der Folge kam 2009 ans Licht, dass das Pentagon und somit das US-Verteidigungsministerium 27.000 Mitarbeiter beschäftigten, die ausschließlich für das mediale Aufpolieren der amerikanischen Kriege zuständig waren. Auch der Schweizer Tages-Anzeiger griff damals das Thema auf und präzisierte den Umfang des Geschehens, indem er das Wissen von Tom Curley, dem damaligen Chef der AP-Agentur zitierte: „Die PR-Maschinerie des Militärs kostet den Steuerzahler jährlich 4,7 Milliarden Dollar. Seit 2004 sind die Ausgaben um 63 % gewachsen. […] Für 2009 sei die Herausgabe von 5.400 Pressemitteilungen, 3.000 Fernsehspots und 1.600 Rundfunkinterviews geplant – doppelt so viel wie noch im Jahr 2007. Dieser Service ist nur ein kleiner Ausschnitt des ständig wachsenden Pentagon-Medienimperiums. Schon jetzt ist es größer als die allermeisten Pressekonzerne der USA.“ Der SPIEGEL-Artikel zeigte weiter auf, wie sich „Pentagon-Mitarbeiter“ in den Medien fachkundig aufspielten, aber nie genau verlauten ließen, von wo genau sie die präzisen Angaben und Analysen bekommen hatten. Röper kommt zum Schluss: Wenn der SPIEGEL wie auch andere Medien „von nicht genannten Quellen“ von einem Ministerium oder von Geheimdiensten sprechen, so kann bei solcherart eingeleiteten Sätzen fast sicher davon ausgegangen werden, dass es um bewusste Irreführung der Öffentlichkeit geht, die gezielt von entsprechenden Stellen an die Medien weitergeleitet werden. Zurück zu Tom Curley, dem damaligen Chef der Nachrichtenagentur AP, der Zahlen und Fakten der Pentagon-Propaganda kannte. Der Schweizer Tages-Anzeiger griff das Thema der enormen Anzahl der Pentagon-Mitarbeiter und auch wie diese mit zurechtgestutzten Kriegsmeldungen die Nachrichtenagenturen füttern würden ebenfalls auf. Er wusste aber zusätzlich noch über ein wichtiges Detail zu berichten: Im Februar 2009 hätte Tom Curley an der Universität Kansas vor Journalisten über den Druck des US-Verteidigungsministeriums auf seine Berichterstatter in den Kriegsgebieten berichtet. Es seien seit 2003 bereits mehr als elf Journalisten der AP im Irak für mehr als 24 Stunden verhaftet worden. Hohe Generäle hätten gedroht, dass man die AP und ihn ruinieren werde, wenn die Reporter weiterhin auf ihren journalistischen Prinzipien beharren würden. Offensichtlich hielt das Pentagon sich schon damals nur noch vordergründig an seine Devise „der Westen kämpft für Demokratie und freie Presse“. Tom Curley trat 2012 bei der AP als Chef zurück und weitere Meldungen über dieses Thema gab es kaum mehr, weiß Thomas Röper in seinem Buch „INSIDE CORONA“ zu berichten. Er schließt mit der Feststellung, dass mit der Veröffentlichung dieser Tatsachen sich leider nichts geändert habe, es hätte damals weder kritische Fragen noch Proteststürme ausgelöst. Dieses Beispiel sei aber bis heute exemplarisch, wie Medien zu ihren Berichten kämen und das Pentagon direkten Einfluss auf die Kriegsberichterstattung nimmt. Es macht Sinn diese Beispiele vergangener Kriegsberichterstattung im Hinterkopf zu bewahren, wenn wir aktuelle Kriegsberichte lesen!
von pb.
Artikel im Schweizer Tages-Anzeiger: https://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/27000-PRBerater-polieren-Image-der-USA/story/20404513