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04.05.2023 | www.kla.tv/25969
Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) planen, an 57 Bahnhöfen versteckte, das heißt kaum sichtbare Überwachungskameras mit Gesichtserkennung zu installieren, wie das Konsumentenmagazin „K-Tipp“ jüngst aufgedeckt hat. Gemäß dem Beschaffungsplan „KundenFrequenzMessSystem 2.0“ soll der gläserne Passagier ungefragt die gewünschten Daten liefern, damit die SBB sein Kaufverhalten analysieren kann. Folgende Daten werden erfasst: · Alter · Geschlecht · Größe · Mitgeführtes Gepäck und Gegenstände, wie Kinderwagen, Rollstuhl oder Velo · Welchen Weg Reisende durch den Bahnhof nehmen · Welche Geschäfte besucht werden und wieviel Geld sie dort ausgeben · Wie lange sitzen die Gäste im Bahnhofscafé? · Wohin geht die Reise und mit wem? Die Aufzählung ist nicht abschließend. Alle Daten sollen in einer Cloud des U.S. IT-Giganten Microsoft gespeichert werden. Die Aufzeichnungen der Kameras können unter anderem mit den Daten von Ladenkassen verknüpft werden. Zu welchem Zweck, fragt man sich? Ziel dieser Bespitzelung: Die „Abschöpfungsrate“ pro Passagier erhöhen. Denn: Je höher der Umsatz der Geschäfte in den Bahnhöfen, desto höher die Miete, die diese an die SBB zahlen müssen. Dies gehe aus den Unterlagen der SBB hervor, die dem „K-Tipp“ vorliegen. Die SBB würden ihren Lieferanten vorschreiben, dass Daten grundsätzlich anonymisiert erhoben werden müssen – um das Datenschutzgesetz einzuhalten. Allerdings stehe im Dokument, dass eine „eindeutige Identifikation der Person (Person-ID) während des gesamten Aufenthalts im Bahnhof“ erwünscht sei. Auf Nachfrage des „K-Tipps“ habe die Pressestelle der SBB hingegen geäußert, es seien „keinerlei Rückschlüsse auf einzelne Personen möglich“. Als Erstes werde im September 2023 der Bahnhof Schaffhausen umgerüstet. Die Videoüberwachung der SBB hat in den vergangenen Jahren bereits massiv zugenommen. 2015 hatten die SBB in Zügen und Bahnhöfen 14.600 Kameras installiert. Aktuell seien es gemäß eigenen Angaben rund 2.400 Videokameras an Bahnhöfen, Immobilien und weiteren Infrastrukturen und rund 22.300 Videokameras in Zügen. Selbstverständlich gehöre dies zum Sicherheitskonzept und zur Standardausrüstung im gesamten öffentlichen Verkehr. „Was die SBB in Bahnhöfen planen, wird von Detailhändlern bereits praktiziert“ schreibt das Magazin „K-Tipp“ in seiner Ausgabe vom 15.3.2023. „Sie filmen Kunden auf Schritt und Tritt.“ Die Kameras analysieren jede Bewegung. Die Aufnahmen der Kameras ließen sich leicht mit Personendaten verknüpfen. Bei Aldi, Coop, Lidl und Migros, zum Beispiel, sind solche Kameras schon im Einsatz. Sie sind jedoch nicht die Einzigen im Detailhandel. Als Begründung dient wieder einmal die Kundensicherheit und um Straftaten aufzuklären. Dieselbe Begründung dient europaweit für die Installation von tausenden Überwachungskameras in Bahnhöfen, Zügen und öffentlichen Plätzen. Das mag durchaus positiv erscheinen. Fragt sich nur, ob diesem Überwachungsaktivismus Grenzen gesetzt werden. Oder führen uns die Kamera-Bespitzelungsaktionen stetig einen Schritt näher zur Totalüberwachung nach chinesischem Vorbild? Bleiben wir wachsam und decken Überwachungspläne rechtzeitig auf. Denn: „Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf.“
von mfg
https://www.watson.ch/schweiz/sbb/980413828-die-sbb-planen-den-totalen-ueberwachungsbahnhof-ab-september-2023
https://www.ktipp.ch/artikel/artikeldetail/detailhandel-diese-kameras-filmen-was-kunden-kaufen
SRF https://www.srf.ch/news/schweiz/ueberwachung-ausgebaut-sbb-filmt-pendler-immer-mehr
Tagesanzeiger https://www.tagesanzeiger.ch/zehntausende-kameras-in-bahnhoefen-zuegen-und-an-oeffentlichen-plaetzen-214849050991
Kameras Deutsche Bahn https://www.deutschlandfunk.de/deutsche-bahn-mehr-kameras-an-bahnhoefen-100.html