Neuste NATO Vorwürfe: Gibt es Grenzüberschreitungen russischer Waffentransporte und Truppen?

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17.11.2014 | www.kla.tv/4625

Gibt es Grenzüberschreitungen russischer Waffentransporte und Truppen? Herzlich willkommen auf Klagemauer.TV. Folgende Reutersmeldung und Aussage von Nato-Oberkommandeur Philip Breedlove machte diese Woche die Runde. Durchs Band In allen gängigen Leitmedien erschien mit identischem Wortlaut, ich zitiere: „In den vergangenen zwei Tagen haben wir dasselbe gesehen, was die OSZE berichtet: Wir haben Kolonnen russischer Ausrüstung gesehen, vor allem russische Panzer, russische Artillerie, russische Luftabwehrsysteme und russische Kampftruppen, die in die Ukraine gebracht werden". SRF 1 doppelte in den 8.00 Uhr Nachrichten am 13.11.2104 sogar nach, ich zitiere wieder: „Die Natoeinschätzungen zu Truppenbewegungen in dem Konflikt erwiesen sich bisher als zuverlässig.“ Doch waren diese Natoeinschätzungen in der Vergangenheit wirklich zuverlässig? Widersprüchliche Angaben zu Grenzüberschreitungen russischer Waffentransporte und Kampftruppen kursieren seit Wochen, zum wiederholten Male, in allen medialen Kanälen. Das Verteidigungsministerium in Moskau wies die Vorwürfe als falsch zurück und achtet schon gar nicht mehr auf die, so wörtlich: „haltlosen Äußerungen des Nato General Breedlove.“ Schon am 28.8.2014 sprach die Nato auf ihrer US-Webseite davon, sie hätten Beweise, dass russische Kampfverbände in militärische Operationen in der Ostukraine verwickelt seien. Die Beweise blieben unbestätigt und auch die OSZE, die mit rund 250 Beobachtern in der Ostukraine stationiert sind, dementierte die Vorwürfe. Der Schweizer OSZE Sprecher Roland Bless sagte, ich zitiere: „Die OSZE hat aufgrund ihrer Beobachtungen keine Hinweise auf eine Präsenz von russischen Truppen auf ukrainischem Boden.“ Zwar berichtete die OSZE letzte Woche von Militär-Konvois, die von östlich von Donezk in den Westen gefahren seien, machte jedoch keine Aussage über die Herkunft der Fahrzeuge. Auf der Internetseite der OSZE, die täglich über die neusten Ereignissen in der Ostukraine berichtet, ist nichts von Grenzüberschreitungen russischer Waffentransporte zu lesen (www.osce.org/ukraine-smm/daily-updates). Im wöchentlichen Update vom 12.11.2014 berichtete die OSZE zwar von zunehmenden Grenzüberschreitungen in beide Richtungen. Doch würde es sich dabei um dieselben Kategorien wie seit Beginn des Konfliktes handeln. Dies seien: 1. Familien zu Fuß oder mit Auto mit viel Gepäck, 2.ältere Leute mit wenig Gepäck, 3.Erwachsene ohne Gepäck, und 4. Leute in militärischer Kleidung ohne Gepäck. Nun gelang es Klagemauer.TV ein Interview mit einem Mann zu führen, der über die Truppenbewegungen seitens Russlands aus vorderster Front Bescheid Auskunft geben kann. Juri Jurchenko ist vor Monaten als Freiwilliger Helfer in den Südosten der Ukraine gegangen. An vielen Orten hat er praktische Hilfe geleistet und ist zunehmend zum Informationsbeschaffer und Vermittler geworden. Zum Schluss war er Kriegsberichterstatter. Informationen hat er direkt vom Ort des Geschehens geliefert. Dabei ist er schwer verwundet worden und in Gefangenschaft der Ukrainischen Nationalgarde geraten. Im Austausch gegen 3 ukrainische Offiziere wurde er schliesslich freigelassen. Seither befindet er sich in einer Rehaklinik in Moskau. Nun zum Interview, dass kla.tv führte: Juri Jurchenko, was geschieht gerade an den Grenzen Russlands und der Ukraine. Gibt es neue Truppenbewegungen seitens Russlands, wie es die Medien hier berichten? Wie beurteilen Sie die Lage? Wissen Sie, die ganze Zeit als ich dort war, ist jede auch so unbedeutende „Fliege“ durch die Medien zum „Elefanten“ gemacht worden. Sobald Russland auch nur einige Panzer verlegt hatte, gab es sofort Geschrei der Reporter in der Ukraine, die es sofort an die Westmedien gemeldet hatten. Wobei Russland jedes Recht hat, auf eigenem Territorium zu agieren. Bei jedem Geschrei war ich vor Ort und habe keine Russischen Truppen gesehen, geschweige denn Militärfahrzeuge, die Grenze passieren sehen. Wem nutzt diese Strategie und warum wird das so gemacht? Ja, es ist eine Strategie. Sie nutzt vor allen Dingen der obersten Führung der ukrainischen Armee, der Rada in Kiew und den Strategen in Übersee. Durch solch eine Drohkulisse lässt sich die ukrainische Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzen. Die Notwendigkeit des Kampfes, der Aufrüstung ist dann rechtfertigt. In der Tat ist nach jeder provokativen Falschmeldung über die russischen Truppen eine verdeckte Operation gelaufen und man konnte massive Truppenbewegungen seitens der NATO, nicht nur auf dem ukrainischen Boden, sondern auf der ganzen Ostlinie der EU beobachten. Während das Mediengeschrei über die russischen Truppen andauerte, sind unzählige Lieferungen mit militärischem Nachschub aus allen Ländern in die Ukraine gelangt. Das habe ich selber gesehen, aber man hörte davon nichts. Das musste so sein, weil ja angeblich die Russen den Druck ausüben und man sich deshalb rüsten muss. Also ich sage ihnen: „Wenn Sie über den Einmarsch der russischen Truppen hören, seien Sie sicher, dann geschieht es exakt ungekehrt: Es wird Richtung Russland gedrängt. Ist das wahr, dass auch viele Russen in den Einheiten der sogenannten Separatisten kämpfen? Als ich in der Funktion eines Kriegsberichterstatters war, bin ich wirklich in jedem Loch gewesen, an allen unmöglichen Orten dieses Konflikts. Was ich mit Sicherheit sagen kann ist, dass 95% aller Kämpfer Männer aus der Region sind. Z. B. alle Leute von Strelkov in Slawjansk waren und sind wahre Patrioten, die zur Heimat und ihren Familien stehen. Es gibt vereinzelt freiwillige Kämpfer, wie ich es ja auch war in der Region. Es sind nicht mehr als 5%. Es gibt auch ein Ausbildungsprogramm in Russland, das speziell dazu dient, Kämpfer auszubilden in einer Art Grundausbildung. Da kommen Freiwillige aus dem Südosten nach Russland und machen diese Ausbildung aus der aktuellen Not heraus. Das Problem ist aber ein ganz anderes. Die Propaganda arbeitet brutal und skrupellos. Da werden einfach alte russische Pässe photographiert und durch das Netz gepeitscht. Menschen, die zu Besuch aus Russland kommen, werden verhaftet und in den Medien als Russen auf feindlichem Gebiet verkauft. So etwas habe ich sehr oft erlebt. Dann gibt es noch ein Problem. In Donezk sitzen dutzende schwerbewaffnete Banden auf einander. Es ist eine sehr unübersichtliche Situation. Z.B. gibt es die privat bezahlten Einheiten von Achmetow - Rinat Leonidowytsch Achmetow ist ein ukrainischer Unternehmer und Politiker und ist der reichste Mensch der Ukraine, er gilt auch als der einflussreichste Oligarch des Landes, ja und diese privat bezahlten Einheiten von Achmetow, die schützen seine Immobilien und erledigen verschieden Aufgaben für ihn. Das können auch russische Söldner sein. Diese Dinge sind gefundenes Fressen für die ukrainischen Journalisten. Frage: Wie haben Sie die Arbeit der Medien vor Ort erlebt. Warum wird immer auf Lüge und Provokation gebaut? Antwort: Ja, dazu kann ich nur mein Beispiel nennen: „Als ich ausgetauscht wurde, wurde ich alleine als schwer Verwundeter gegen 3 vollkommen gesunde Offiziere der Ukraine ausgetauscht. Am nächsten Tag sah ich eine Pressekonferenz des Ministeriums auf YouTube. Vor den Mikrophonen fiel die Aussage: „ Sehr verehrte Damen und Herren, gestern haben wir einen prorussischen Separatisten gegen eine große Gruppe ukrainischer Offiziere und Soldaten ausgetauscht!" Die Propaganda ist da am stärksten, wo man die Dinge ganz anders haben möchte, als sie in der Realität sind. Z.B. alleine die Tatsache das einfache Grubenkumpel aus dem Donbass wesentlich intelligenter und mit viel kleineren Verlusten kämpfen als die Ukrainer. Das treibt die ukrainische Führung in den Wahnsinn und zieht immer eine ungeheure Propaganda mit sich. Ich muss auch sagen, dass die „Separatisten“ immer einen Waffenmangel haben und oft auf die im Kampf selber gewonnene Technik angewiesen sind. Frage: Wie schätzen Sie die Position der offiziellen russischen Regierung in der Frage zur Ukraine ein? Antwort: Ich habe viele Kritikpunkte, was die Innenpolitik Putins angeht. Solche Kritikpunkte sind aber in jedem anderen Land genau so zu finden. Das ist für mich auch nicht ausschlaggebend. Ich sehe wie Russland leidet. Wie das Außenministerium um Gehör kämpft. Das ist für mich erstaunlich. Putins Zurückhaltung ist geheimnisvoll. Ich kann mir im Moment keine bessere Außenpolitik, als die von Putin vorstellen. Das sehen die Leute in der Ukraine auch so.

von D.D.

Quellen/Links: http://www.spiegel.de/politik/ausland/ukraine-nato-bestaetigt-militaerpraesenz-von-russland-a-1002516.html
http://www.osce.org/ukraine-smm/daily-updates
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/09/01/osze-keine-hinweise-auf-praesenz-von-russischen-truppen-auf-ukrainischem-boden/
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/11/12/ukraine-osze-beobachtet-erneut-militaer-konvois-in-donezk/
http://www.osce.org/ukraine-smm/daily-updates