Christoph Hörstel: Besonnenheitsappell von Heiko Maas an Iran ist „pervers“

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01.07.2019 | www.kla.tv/14514

Meinung ungeschminkt: Heute mit Christoph Hörstel, Nah-Ost-Experte und Bundesvorsitzender der Partei „Neue Mitte“ Der deutsche Außenminister Heiko Maas (SPD) war am späten Abend des 9. Juni 2019 zu Gesprächen mit seinem iranischen Amtskollegen Javad Zarif und dem iranischen Premier Hassan Ruhani in Teheran eingetroffen. Dazu schrieb das deutsche Auswärtige Amt: „Zum Abschluss seiner Reise in den Nahen Osten wirbt Maas im Iran für den Erhalt und die Einhaltung der Wiener Nuklearvereinbarung.“ Laut dem iranischen Staatssender ParsToday klinge dies wie ein trauriger Witz, denn es seien ja die westlichen Partner, die das Abkommen entgegen aller selbstbeschönigenden Medienverlautbarungen noch nie eingehalten hätten. Washington habe es letztes Jahr erklärtermaßen sogar vollkommen abgebrochen. Demgegenüber hätte die Wiener Atombehörde IAEO bescheinigt, dass der Iran das Abkommen bisher stets übererfüllt habe. In einem Interview mit ParsToday ging Christoph Hörstel, Bundesvorsitzende der Neuen Mitte, bereits am 10. Juni mit dieser seltsamen Realitätsverweigerung des Westens schonungslos ins Gericht. Christoph Hörstel: Besonnenheitsaufruf von Heiko Maas an Iran ist „pervers“ (Interview von ParsToday mit Christoph Hörstel vom 10. Juni 2019) ParsToday: Herr Hörstel, ich darf Sie ganz herzlich begrüßen zu diesem Interview Hörstel: Herzliche Grüße nach Teheran, lieber Herr Schahrokny! ParsToday: Ja, vielen Dank, Herr Hörstel! Auf seiner Nah-Ost-Reise ist der deutsche Außenminister Heiko Maas in Teheran eingetroffen. In Teheran sind Gespräche mit dem iranischen Außenminister Zarif und dem Präsidenten Ruhani vorgesehen. Dazu höre ich gerne zunächst Ihre Analyse, weshalb man macht das überhaupt im Auftrag der europäischen Länder, vielleicht auch der USA, in den Iran gereist ist. Hörstel: Das ist eine ganz eindeutige Sache. Das hängt mit dem einseitigen und unprovozierten Bruch des Atomabkommens durch Washington und der Verkündigung der schärfsten Sanktionen gegen ein Volk in der Menschheitsgeschichte zusammen, und damit, das schließlich Iran gesagt hat: Weil die – wie soll man sagen – Leistungen der Europäer etwas für die Aufrechterhaltung des Atomabkommens zu tun, nicht wirklich ausreichend waren, dann werden wir auch dieses Atomabkommen nicht weiter einhalten können. Denn es kann nicht sein, dass es ein Abkommen gibt, das ein Land mit ganz schweren Fortschrittsbarrieren belegt in einem friedlichen Atomprogramm, und die anderen machen nichts dafür! Und natürlich gibt es auch eine Schieflage überhaupt, seit 2015, seit Beginn dieses Atomabkommens JCPOA. das, wie soll man sagen, Joint Comprehensive Plan of Action das wir hier im Prinzip, niemals eine vollkommene Erfüllung dieses Vertrages seitens der nicht-iranischen Vertragsteilnehmer haben, hauptsächlich eben USA und Europa. Da wurde nie getan, was eigentlich vorgesehen war. Und wenn Iran also jetzt die Geduld verliert, ist das sozusagen mehr als gerechtfertigt, das ist überhaupt keine Frage. Aber, wenn ich hier die Medienberichterstattung ansehe, ganz besonders im Spiegel, dann sehen wir eben auch, dass sich ja der Iran eigentlich gar nicht bewegen darf, nicht wahr?! Ein, der wichtigste Vertragspartner USA bricht das Abkommen und schmeißt das sozusagen in die Mülltonne und erhebt Forderungen, die – sagen wir mal – einer Selbstaufgabe des Iran gleichkäme, und die auch so von den Europäern nicht mitgetragen werden. Von den Chinesen und Russen sowieso nicht, da braucht man nicht dran zu denken. Das machen die natürlich nicht! Die haben auch das Abkommen immer erfüllt. Und an dieser Stelle soll dann der Iran einfach weiter aushalten? Da hat dann der iranische Präsident am 8. Mai, interessantes Datum auch, Ende des 2. Weltkrieges, aus westlicher Sicht. In Russland ist es ja der 9. Mai, äh, ein 60-Tage Ultimatum gesetzt. Gut! So muss man das wohl machen, ja? Man kündigt sinnvoller Weise an, was man künftig vorhat, nämlich dieses Abkommen nicht mehr erfüllen zu können, weil die anderen es nicht tun. Das ist, war die iranische Stimme! Und nun reist also Heiko Maas nach Teheran und will Besonnenheit anmahnen. Und das ist eine vollkommen verrückte Sache, weil, im Grunde genommen müssten eine Reihe Außenminister nach Washington reisen, und dort Besonnenheit anmahnen, denn die ist ganz offensichtlich gar nicht vorhanden. Stattdessen ist eine Kriegstreiberei im Gange, die also auch schon seitens des Spiegel und anderer Medien – ich habe hier den neusten Spiegelbeitrag von gestern Abend vor mir, also vom Sonntagabend – dass das unglaublich ist, was Washington hier gemacht hat! Das meinen ja auch die Europäer! Und wie es dann weiter ging im Iran vorgegangen ist, das trifft auch nicht grade europäischen Beifall! Aber die fahren jetzt nach Teheran! Was das genau soll, habe ich jetzt nicht verstanden. ParsToday: Herr Hörstel, Sie haben eben angedeutet, dass Iran eine 60-Tage-Frist angesetzt hat. Innerhalb dieser Frist die Europäer ihren Verpflichtungen aus dem Atomabkommen mit dem Iran nachkommen sollten. Wie Sie auch zu Recht gesagt haben, haben die Europäer bislang kaum (etwas) dazu geleistet. Dennoch will der Bundesaußenminister im Iran für Deeskalation und Besonnenheit werben! Was heißt das? Hörstel: Das heißt im Prinzip, das er sich wünscht, dass der Iran das Abkommen seinerseits weiterhin erfüllt. Und er wird dann versprechen, das die Europäer mehr tun wollen, um ihrerseits das Abkommen zu erfüllen. Und das Problem ist ganz einfach: Europa hat sich in dieser Zeit, – ich weiß nicht – ich habe das über die Monate hin verfolgt: Wie viele Warnungen kamen denn von verschiedenen Stellen aus dem Iran an die westliche Adresse, dass man sich nicht dermaßen vertragsbrüchig aufführen soll? Hundert? Keine Ahnung, ich habe das nicht gezählt Aber genügend! Europa ist klar informiert, dass das so nicht weitergeht und, ehrlich gesagt, man braucht ja doch gar nicht einen Atomvertrag mit Iran, um zu wissen, dass es weltweit nicht üblich ist, dass man einen Vertrag abschließt, keiner hält sich dran, nur der eine, militärisch nicht ganz so starke Partner, der soll dann da also zu Kreuze kriechen, wie man in Deutschland sagt. Also, das ist praktisch alle seine Positionen aufgeben und alles herschenken. Und das ist ja im Grunde das, was die USA anstreben seit 40 Jahren. Wir sind hier im Jubiläumsjahr der iranischen-islamischen Revolution. Das passt grade wunderbar, und der Iran sollte eigentlich freiwillig sich unterwerfen! Das wünscht sich Washington! Und etwas ganz Perverses ist ja in der jetzigen Situation, dass in der Deutschen Bundesbank 300 Millionen Euro liegen, die dem Iran gehören und die Deutschland widerrechtlich dem Iran nicht auszahlt! Und da hat man dann, das ist jetzt über einem Jahr so, da hat man dann also die tollsten Geschichten erfunden. Also, der Iran muss jetzt nachweisen, dass er das Geld nicht zur Terrorfinanzierung einsetzt. Da kann man nur an die Adresse der Bundesregierung und aller Partner sagen: Ja, dann weist ihr doch mal nach, dass ihr eure Steuergelder nicht zur Terrorfinanzierung einsetzt! Wo man weiß, dass weltweit der größte Terrormanager überhaupt die USA sind. Und die damit verbündete Nato hat sich noch nie beschwert über diese US-Politik und macht selbst mit, nicht, mit Verbänden der Franzosen und der Briten in Syrien geheimdienstlich angebunden, die sich da so widerrechtlich aufhalten, genau wie die amerikanischen Truppen auch. Deutschland ist offen eingeladen, mit Flugzeugen in Nordsyrien in die Kämpfe gegen die Terror-Brigarden, die von außen finanziert sind, einzugreifen, und zwar auf Seiten der Terror-Brigarden immerhin, nicht etwa auf Seiten der syrischen Regierung. Eine Einladung dazu gibt’s sowieso nicht! Und in dieser „hübschen“ Situation hat sozusagen Europa die Stirn, Heiko Maas zu entsenden. Und dieser Mann lässt sich auch noch entsenden! Was für ein peinlicher Job, kann man nur sagen, um nach Teheran zu fahren und ausgerechnet in Teheran, möchte er um Besonnenheit werben! Das ist einfach, Entschuldigung, vielleicht gehe ich da zu weit und das ist diplomatisch unklug, dies in einem iranischen Sender zu sagen: Aber für mich ist das pervers! ParsToday: Herr Hörstel, warum soll für diese Besonnenheit nicht in den USA dafür geworben werden und nicht nur in Teheran? Denn wie wir eingangs gesagt haben, waren das die USA, die aus dem Atomvertrag ausgestiegen waren und noch schlimmer, dass sie mitunterzeichnende Staaten aufgefordert haben, diesen Schritt, diesem illegalen Schritt zu folgen? Hörstel: Ja, in seltenen Fällen, lieber Scharokny, muss ich sozusagen bei dem, was Sie fragen und in der Frage sagen, auch noch nachdoppeln und sagen: Es geht ja nicht nur darum! Sondern die USA bedrohen ja jedes Unternehmen mit schwersten Sanktionen, das es wagt, sich an die US-Sanktionen nicht zu halten! Und da wird’s natürlich vollkommen pervers! Und tatsächlich, es würde ja auch vor, – was war‘s, vor einem dreiviertel Jahr in Washington durch Frau Merkel persönlich, durch den Präsidenten Emmanuel Macron persönlich, geworben, dafür, dass der amerikanische Präsident diese ganzen eskalierenden Schritte nicht ...– und der hat sich überhaupt nicht beeindrucken lassen! Das, wie soll man sagen, Zusammentreffen mit der deutschen Bundeskanzlerin Merkel war so kalt, dass es sogar vor der Kamera zu keinem Händedruck kam. Und als die Journalisten den Händedruck forderten, der typisch ist für den amerikanischen Empfang im Weißen Haus mit dem Präsidenten – da sitzt man dann auf diesen beiden Stühlchen, rechts der Präsident, links der Besucher, und die Kameras rattern und klicken und es ist ein Blitzlichtgewitter und dann gibt man sich da die Hand – und das hat nicht stattgefunden. Das ist natürlich unglaublich eigentlich und dann hatten wir jetzt gerade eben in der vergangenen Woche am Mittwoch das berühmte D-Day-Treffen in Portsmouth, um 75 Jahre Jubiläum zu feiern: der Landung der Alliierten in der Normandie im 2. Weltkrieg. Hier gab es ein wenige Sekunden dauerndes Treffen des amerikanischen Präsidenten mit der deutschen Bundeskanzlerin Merkel erneut und erneut kam das Thema Iran zur Sprache und die stehen da nebeneinander und da hat es also auch offenbar wieder nicht so richtig zum Händedruck gereicht. Wie bestellt und nicht abgeholt sind die beiden da. Die Stimmung war so mies, da gibt es Fotos, da lacht die ganze Welt inzwischen drüber. Und da gibt’s ein Protokoll, da haben 15 Staats- und Regierungschefs unter diesem Protokoll zu diesem Jubiläumstag unterschrieben und Donald Trump in der 3-fachen Größe von den anderen ganz oben links über dem Titel des Dokuments – ein Witz, darüber wurde berichtet. Dass das ganze Dokument gelogen ist, ist eine andere Frage. Russland nicht eingeladen, Friedenschance verpasst, die nächste Frage, so geht das hier im Moment und jetzt kommt der Außenminister Maas nach Teheran und tatsächlich wagen die deutschen Großmedien, die ja nicht durch eine wahrheitsmäßige Berichterstattung aufgefallen sind, in den letzten 70 Jahren. Die warnen nun tatsächlich, reden von Besonnenheit, die Teheran einsetzen möge. Und dann schauen wir die ganzen Konflikte in der Region an und fragen uns wirklich, ob der deutsche Außenminister ob Europa, ob Washington von allen guten Geistern verlassen ist. ParsToday: In der vergangenen Woche hatte Saudi-Arabien in Mekka zum Riesentreffen der Arabischen Liga und der Mitgliedsländer des Kooperationsrates des Persischen Golfes geladen. Im Doppelgipfel wollte das Königshaus das Signal der Geschlossenheit gegen den Iran aussenden. In wieweit ist es denn gelungen, denn die Medien haben berichtet, dass es doch einige Länder gegeben habe, die sich gegen diese Forderungen des saudischen Königshauses gestellt haben. Hörstel: Das ist nun einmal traditionell so, das kann man beklagen, das kann man begrüßen. Treffen der arabischen, der muslimischen Welt sind immer geprägt von vielen, vielen kleinen und größeren Differenzen. Das ist keine Frage: Im Falle des Iran ist das ohnehin so. Wir haben ja das Land Katar, dem vorgeworfen wird, ein zu enges Verhältnis zum Iran, zu Teheran zu pflegen. An diesem Fall möchte ich mich ein wenig aufhalten, weil das so absurd ist und zeigt, dass hier gar nicht, wie soll man sagen, der Islam oder die arabische Nationalität eine Rolle spielt, sondern was die global mächtigen Konzernkartelle wünschen und kriminelle Spitzen von Logen. Am sagt, ab dem 27. Grad sind sie alle vollkommen kriminell und das ist etwas Interessantes, was wir uns angucken müssen. Denn tatsächlich wäre es ja sinnvoll, wenn man muslimische Glaubensbrüder hat, mit denen man sich auch zum jährlichen Pilgerfest in Mekka trifft und zur Pilgereise. Das man hier versucht, auch die Einheit der Glaubensgemeinschaft der Muslime, der Umma weltweit zu wahren und zu fördern und so etwas. Und stattdessen soll da also Zwietracht gesät werden. Wir haben hier oft in Interviews drüber gesprochen, dass es ja das Lieblingshobby der CIA und auch Israels ist, das Muslime Muslime töten. Und ich kann nur sagen, dieses, dieser Doppelgipfel in Mekka ist ein Doppelhobbygipfel, hier sollen wieder Muslime gegen Muslime stehen und die Einigkeit war nicht besonders groß. Katar ist immerhin erschienen, aber nur vertreten durch den Bruder des Chefs. Das hat man in Marokko ähnlich gehalten. Der Monarch ist nicht gekommen, er hat seinen Bruder geschickt. Und es gab andere, wie soll man sagen, Signale, dass hier eine Einheitsfront wohl schwer zu machen ist. Tatsächlich wissen alle diese Staaten und Regierungen, die hier vertreten waren, dass ein bewaffneter Gang gegen den Iran keineswegs lustig wird. Deshalb klappen auch die amerikanischen Bemühungen, so etwas Ähnliches wie eine arabische Nato gegen den Iran aufzubauen, bisher nicht. ParsToday: Herr Hörstel, wie stark ist der Einfluss des deutschen Bundesaußenministers hier im Iran? Denn er hat die Aufgabe, den Iran sozusagen zu einer Kursänderung zu veranlassen. Hörstel: Also, man schaut ja nicht immer dahinter. Aber Deutschland hatte in Europa die engsten Beziehungen zum Iran. Es ist eine ganz alte Verbindung und die wird seitens des Iran geradezu mit liebevoller Freundschaft gepflegt und ist stark frustriert worden durch die deutsche Haltung der letzten 10-20 Jahre. Aber insbesondere in den letzten 10 Jahren, eigentlich insbesondere mit Frau Merkel, also seit 15 Jahren kann man sagen, ist dieses Verhältnis immer schlechter geworden. Wir hatten darüber gesprochen, dass ich einmal in der Baubranche eine persönliche Untersuchung angestellt hatte. Und hatte festgestellt, dass von acht Unternehmen, die im Iran tätig sein könnten, nämlich, weil die sowieso in irgendwelchen Ausländern tätig sind, fünf auf den 1. Anruf abgelehnt haben, gleich schon – wie soll man sagen – durch die Sekretärin, ohne auch nur darüber nachzudenken, irgendwas im Iran zu bauen. Das ist eine ganz, ganz traurige Entwicklung. Ich bin eigentlich fast erstaunt, dass man den Heiko Maas tatsächlich empfangen hat. Aber das ist typisch Iran, man nutzt wirklich jeden Millimeter und auch jede noch so kleine Chance, um die eigenen Gedanken deutlich zu machen. Natürlich ist das gut, wenn beide Seiten miteinander reden. Aber ich hatte noch nie ein so schlechtes Gefühl. Und das Durchsetzungsvermögen von Heiko Maas liegt bei Null! Deutschland hat sich außenpolitisch dermaßen isoliert, Deutschland ist in Europa isoliert, wegen der wahnsinnigen Zuwanderungspolitik, die Frau Merkel auch noch versucht hat, den anderen Europäern buchstäblich durch Armumdrehen aufzuzwingen, vollkommen verrückt! Und das deutsche Volk will es nicht und hier ist Unruhe und die Regierung wackelt auch deswegen und in Europa wackeln die Regierenden, ein bisschen Zuwanderung ist ja überall angekommen. Es ist ja hoch erstaunlich, jeden Tag liest man darüber. Und jetzt möchte also Herr Maas in irgendeiner Form seine Stimme in Teheran erheben. Sehr vorsichtig schreibt der Spiegel schon, er wolle vorwiegend zuhören. Das wäre nicht schlecht, das ist ja immerhin in der Politik immer besser, als das irgendwelche unschönen und schwierigen Aktionen gestartet werden. Aber das Problem ist, Europa hat diese ganzen Aktionen bereits gestartet und hat sich durch die Firmen, trotz des europäischen Anti-Blockadegesetzes, das das Europaparlament mit klarer Mehrheit eingesetzt hat in diesem Fall und das sogar verbietet, dass Firmen sich an amerikanische Sanktionen halten. Das trotz dieser ganzen Dinge die Wirtschaft einfach ausgeflaggt hat und hat sich in großer Fläche vom Iran verabschiedet. Der Schaden ist schon eingetreten. Und eigentlich müsste jetzt Heiko Maas, wenn dieser Besuch wirklich sinnvoll sein soll, ein ganzes Maßnahmenpaket nach Teheran mitbringen und hier sagen: So, liebe Freunde, jetzt werden wir hier an dieser Stelle mal eine Kehrtwende der Europäer mit Euch zusammen eintüten, organisieren, lostreten helfen. Und nichts davon, nichts davon ist auch nur geplant und das ist eben doch ein bisschen wenig. ParsToday: Maas hatte aber bei seinem Besuch in Abu Dhabi die Äußerung gemacht, dass er versuchen werde in Teheran, Iran dazu zu bewegen, sein Raketenprogramm zurück zu fahren was allerdings zuvor immer wieder von verschiedenen iranischen Verantwortungsträgern kategorisch abgelehnt wurde. In wieweit kann er hier so einfach Erfolg haben? Hörstel: Also, ich werde einmal versuchen aus meiner Kenntnis der Stimmungslage in Teheran, die auch relativ klar ist. Der oberste Revolutionsführer hat immer gesagt, die Europäer sind schwach, auf die ist gar kein Verlass. Der Iran wird darauf nicht verlassen. Das ist schon mal die Marschrichtung. Die Regierung Ruhani hat hier sich konzilianter geäußert und betreibt das, gerade auch durch den Empfang – ein Besuch von Maas beim obersten Revolutionsführer z.B. ist nicht vorgesehen – warum? Weil Maas keine Substanz mitbringt. Und jetzt, jetzt müsste man ja hier an dieser Stelle eben seitens der Iraner etwas, etwas sehen. Wenn – ich geb mal ein Beispiel – wenn jetzt also Heiko Maas käme und legt von vornherein mal 300 Mill. € auf den Tisch und bringt vielleicht sogar ein paar Paletten mit Bargeld in seinem Flugzeug mit, ja, das wäre mal wirklich vernünftiger Fortschritt und annähernd – wie soll man sagen – eine ehrliche Politik. Das tut er aber nicht! Und dann könnte er mitbringen – geradezu programmatisch einen Aufruf der deutschen Bundesregierung und anderer europäischen Regierungen an die Firmen, die sagt: So, liebe Firmenchefs! Wir haben da so ein bisschen hier in Europa, in Brüssel und in den Hauptstädten der Mitgliedsländer, die Zügel schleifen lassen … das ist natürlich vollkommen irrtümlich passiert … Also bitte, geht wieder in den Iran! Das werden wir auch unterstützen mit Kreditvergaben und anderen Vergünstigungen. Wir wollen jetzt die Beziehungen wieder eng gestalten. Und das ist unser Plan! Und damit könnte Maas nach Teheran reisen und sagen: Und wie wäre es denn, wenn wir an dieser und jener Stelle die Entwicklung der Raketen jetzt nicht weitertreiben. Aber wir kriegen endlich einmal unsere Vertragserfüllungen aus dem Atomabkommen so kraftvoll in Gang, dass sogar der Oberste Revolutionsführer ins Zögern käme mit seiner Ansicht über Europa, die ich für absolut gerechtfertigt halte. Aber, davon sehe ich gar nichts! Es ist ja sogar so gewesen, dass wenn man bedenkt, dass ein Gesetz ja dazu da ist, rechtlich bestimmte Fragen zu regeln, dass die Firmen sich alle, mehr oder weniger alle – bis auf kleine Ausnahmen – an die US-Sanktionen halten. Das europäische Gesetz sieht vor, dass das nicht sein darf. Gibt es jetzt irgendeine Sanktion der jeweiligen Regierungen, dass also Firmen bestraft werden können oder auch mit Nachteilen auch nur rechnen müssen, wenn sie den amerikanischen Sanktionen gegen Iran stattgeben und sich da praktisch anschließen – wie durch eine Abstimmung mit den Füßen? – Nein! So etwa gibt es überhaupt nicht! Kein Unternehmen hat auch nur die geringste Befürchtung, es könnte ihnen seitens der eigenen Länder ein Nachteil entstehen, wenn es sich Washington anschließt. Das ist eine vollkommen perverse Situation – noch eine. Pars Today: Herr Hörstel, der Bundesaußenminister Maas hatte nichts in seinem Gepäck mit nach Teheran gebracht. Wäre das (bessere Übersetzung: Hätte er) auch etwas in seinem Gepäck mit nach Deutschland nehmen können? Hörstel: Das denke ich schon. Wenn er tatsächlich zuhört und wenn er tatsächlich hier ehrlich das Gehörte auch referiert und bei diesem Minister, Entschuldigung, habe ich meine Probleme mit dem Wort ehrlich. Dann müsste er sagen, in wie ungeheuerlicher Weise, diese letzte Sanktionsrunde der USA auch im Iran gewirkt hat. Das ist jedenfalls ein Teil der Gründe für die großen Schwierigkeiten, die der Iran innenpolitisch im Moment hat. Das ist auch vollkommen klar: Solche Sanktionen durch eine militärisch führende und eine wirtschaftlich führende Macht – das ist schwierig auszugleichen, für eine Mittelmacht wie den Iran! Wenn Deutschland das passieren würde, wären wir vollkommen am Boden. Wir hätten ja nicht einmal ein Zehntel der inneren, gesellschaftlichen, politischen, kulturellen Widerstandskraft, die der Iran seit nunmehr 40 Jahren unglaublich aufbringt. Das ist so eine Geschichte! Er könnte also davon berichten, wie die Menschen in der breiten Masse, richtig leiden unter dem, was in Washington passiert ist, und dies sozusagen ins Gesicht der Trump-Formulierungen, dass ja seine Sanktionen die Regierung in Teheran treffen und nicht die Bevölkerung. Das war ja seine Strategie. Da kann man sagen, das ist ganz grundsätzlich tiefgreifend schiefgegangen. Dann könnte er sich klarmachen, wie eindeutig auch die ganze Situation ungefähr so ist, wie ich sie geschildert habe, nämlich eine ständige, laufende, normalisierte Ungerechtigkeit gegenüber dem Iran und er könnte, ich will mal sagen, Berlin und in Brüssel mahnen, dass solche Dinge nicht guttun, wenn man tatsächlich ein Land in dieser Form attackiert und unterminiert und tatsächlich buchstäblich im Innern des Iran Regimechange-Aktivitäten durchführt und duldet so etwas. Das ist für die weltweite Stabilität nicht gut. Und da ja mehrere andere Länder von jordanischen König so bezeichneten schiitischen Halbmond ja auch starke Kräfte haben, nämlich durch ihre schiitischen Glaubensangehörigen, die auf Seiten des Iran stehen, kann man sich vorstellen, dass ein Waffengang gegen den Iran – wie in Washington eindeutig die ganze Zeit vorbereitet und das auch sehr lauthals tut –, dass das tatsächlich gewaltige Mengen der Welt in Mitleidenschaft ziehen könnten. Und ich will mal sagen: mindestens ein Drittel der Ölversorgung, die durch den Persischen Golf läuft. Diese Art Dinge sind ganz, ganz bitterernst und da bin ich gespannt. Aber meine Befürchtung ist, dass der Heiko Maas mit ganz leichtem Gepäck reist, auf beiden-Wegen. Der kommt mit nix an in Teheran und mit sehr wenig wird er ankommen, wenn er nach Brüssel und nach Berlin zurückkommt. Und das ist tatsächlich eine sehr besorgte Analyse, die ich zu dieser Situation hier habe. ParsToday: Vielen Dank Herr Hörstel für diese Erläuterung. Hörstel: Alles Gute nach Teheran, lieber Herr Schahrokny …

von hm.

Quellen/Links: http://parstoday.com/de/news/iran-i47633-interview_mit_christoph_h%C3%B6rstel