Jemen – Wie erkennt man einen Krieg um die globale [...] (US-) Vormachtstellung? (Teil 1: Die Merkmale des Ziellandes)

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27.04.2015 | www.kla.tv/5806

Guten Abend, sehr verehrte Zuschauer. Am 22. April 2015 meldete das Schweizer Radio, dass Saudi-Arabien die Luftangriffe gegen die Huthi-Rebellen im Jemen für beendet erklärt habe. Die von den Saudis angeführte arabische Militärallianz flog seit dem 26. März nach eigenen Angaben mehr als 2000 Angriffe auf Stellungen der Huthi-Rebellen. Noch am selben Tag vermeldete das Schweizer Radio und Fernsehen, dass die saudi-schen Luftschläge offenbar weitergehen. Eine Lösung für Jemen sei nicht in Sicht. Doch wer ist wirklich an einer Lösung im Jemen interessiert? In der heutigen Sendung werfen wir einen Blick auf die Ursachen des seit Jahrzehnten andauernden Jemenkonflikts. Inzwischen sollte eigentlich allen klar sein, dass es sich beim neusten Jemenkrieg wiederum um nichts anderes, als um einen Krieg um den US-amerikanischen weltwei-ten Vormachtsanspruch handelt. Wie erkennt man nun einen solchen Krieg um die US-amerikanische Vor-machtstellung? Dabei möchten wir speziell drei Punkte näher in Betracht ziehen. In der heutigen Sendung werden wir drei Aspekte des ersten Punktes aufführen, was die Merkmale eines Konflikt- bzw. Ziellandes sind. In einer nachfolgenden Sendung werden dann noch zwei weitere Punkte aufgeführt. Nun zum ersten Aspekt der Merkmale eines Ziellandes, an dem man erkennt, dass es sich um US-amerikanische Machtinteressen handelt: Das Zielland ist von geopolitischer Bedeutung, sei es wegen seiner Bodenschätze oder strategischen Lage im Hinblick auf andere Zielländer, wie z.B. den Iran. Die Bodenschätze spielen im Jemen eine untergeordnete Rolle. Doch, um den roten Faden zu gewahren, die Förderung des Erdöls überließ die jemenitische Regierung bis anhin amerikanischen, französischen und koreanischen Unternehmen. Die Erdgasvorräte des Landes werden zu zwei Dritteln in die USA exportiert. Von weit gewichtiger Bedeutung jedoch ist Jemens geopolitische Lage an der Südspitze der Arabischen Halb-insel. Vor allem Aden, die viertgrößte Stadt im Jemen, ist von strategischer Bedeutung. Aden liegt am Golf von Aden, weniger als 200 km westlich der Meerenge, die den Golf von Aden mit dem Roten Meer verbindet. Schon im Jahr 1839 besetzten die Briten Aden, das zum Stützpunkt auf dem bedeutenden Seeweg nach In-dien wurde. Mit der Eröffnung des Suezkanals 1869 stieg die strategische Bedeutung Adens für Großbritanni-en weiter. In Aden befand sich ein wichtiger britischer Militärstützpunkt, der den Eingang des Roten Meeres hätte blockieren können. Nachdem die Briten 1968, nach einem fünfjährigen Guerillakrieg, ihre Truppen zu-rückzogen, hätten die Amerikaner – laut dem Nahostexperten Christoph Hörstel - das Empire übernommen. Seither kontrollieren US-Kriegsschiffe und US-Flottenverbände den Golf von Aden. Jemen stellt die Verbin-dung zu den US-Basen im ostafrikanischen Dschibuti und Diego Garcia im Indischen Ozean dar, die heute die größte US-Marine-Basis außerhalb der USA ist. Durch dieses geographische Dreieck könne Washington den gesamten Indischen Ozean kontrollieren und Erzrivale Iran in Schach halten. Für ein weiteres Merkmal übergebe ich nun an meine Kollegin im Studio Dresden. Danke Studio Weinheim. Als weiteres Merkmal des Ziellandes muss die politische sowie wirtschaftliche Aus-richtung der Konfliktparteien im Land beachtet werden. Dabei gibt es eine ganz einfache Unterscheidung: Entweder ist die Konfliktpartei pro-amerikanisch gesinnt und beugt sich deren wirtschaftlichen sowie politi-schen Interessen oder sie ist nicht pro-amerikanisch gesinnt. Der ins Exil geflüchtete jemenitische Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi gilt unbestritten als Verbündeter der USA und soll deshalb mit allen Mitteln wieder an die Macht zurückgebracht werden. Hadi wurde im Jahr 2012 infolge des „Arabischen Frühlings“ als einzi-ger Kandidat zum Präsidenten gewählt. Auch der frühere Präsident Ali Abdullah Saleh, der das wiedervereinigte Jemen von 1990 bis 2012 regierte, galt als Mann des Westens und Verbündeter der USA. Schon in dem seit 2004 geführten Bürgerkrieg zwi-schen der zaiditischen al-Huthi-Bewegung und der jemenitischen Regierung sollen die USA wacker mitge-mischt und der jemenitischen Regierung Waffen und logistische Unterstützung zur Verfügung gestellt haben. Gemäß einer Erklärung der Huthis wurden mindestens 120 Leute durch die mutmaßlichen US-Luftangriffe getötet sowie 44 verletzt. Sehen Sie den US-amerikanischen roten Faden? Auf der anderen Seite stehen die eben nicht vorbehaltlos pro-amerikanisch gesinnten Huthis. Die Huthis ge-hören den schiitischen Zaiditen im Nordjemen an, die 30-45% der Bevölkerung im Jemen ausmachen. Aus diesen bildete sich anfangs der 90iger-Jahre die Bewegung der Huthis. Laut Jemen-Kenner Peter König, hat-ten die Huthis einen sozialistischen Anstrich, halfen den Armen, organisierten Jugendlager und wuchsen zur größten Gruppe im schiitischen Nordjemen heran. Immer wieder kam es zum Konflikt mit der Regierung Salehs. Seit nun die Huthis im September 2014 die Hauptstadt Sanaa kontrollieren und zeitweise Aden besetzten, hat-ten die USA am 22. März 2014 aus Sicherheitsgründen eigene, bei Aden stationierte Soldaten abgezogen. Sie hatten die inzwischen von den Huthis eroberte Luftwaffenbasis Al-Anad als Drohnen-Stützpunkt im „Anti-Terror-Kampf“ genutzt. US-Soldaten trainierten dort zudem jemenitische Spezialeinheiten. Die Huthis lehnten die Einmischung der USA und den von ihr geführten Drohnenkrieg gegen al-Qaida seit Anbeginn vehement ab. Die Bürger Jemens empörten sich zunehmend über die Zahl der zivilen Opfer bei den Drohnenangriffen. Laut dem Bureau of Investigative Journalism in London seien 98 Prozent aller Toten durch Drohnenangriffe Zivilisten. Auch stellte sich laut einem Bericht von Human Rights Watch aus dem Jahr 2013 heraus, dass die Operationen der US-Streitkräfte zusammen mit der jemenitischen Armee gar nicht gegen die al-Qaida gerichtet waren. Viele der von den USA angeblich getöteten „Schlüsselfiguren“ seien Hut-hi-Kämpfer im heimischen Bürgerkrieg gegen die Regierung. Das stehe im krassen Widerspruch zu den Be-hauptungen von US-Beamten, dass, ich zitiere „Drohnen nur al-Qaida-Leute angreifen, die die USA bedro-hen“. Schon allein diese Indizien machen klar, dass es im Jemen um die regionale und auch globale Vor-machtstellung der USA geht. Für einen nächsten Aspekt der Merkmale des Ziellandes übergebe ich zurück ans Studio Weinheim. Danke Studio Dresden. Nun muss noch ein dritter Aspekt beachtet werden, was die Merkmale des Ziellandes betrifft und verrät, dass es um die US-amerikanische Vormachtstellung geht: das Feindbild. Alle Kräfte oder Regierungen eines Landes, die sich nicht bedingungslos den US-amerikanischen Interessen unterstellen, werden durch die Medien und allem voran durch US-Politiker als die „Bösen“ gebrandmarkt. So prägte der damalige US-Präsident George W.Bush im Jahr 2002 den Begriff „Die Achse des Bösen“. Damals meinte Bush die Länder Nordkorea, Iran und Irak. Sie seien mit Terroristen verbündet und würden den Weltfrieden bedrohen. Diese sogenannte „Achse des Bösen“ kann nun von den US-Präsidenten nach Belieben ergänzt und zur Rechtfertigung von militärischen Interventionen missbraucht werden. So bezeichnete Obama auch schon den Jemen oder Syrien und weitere Länder als „Achse des Bösen“. Deshalb verwundert es kaum, dass die Huthis ständig als „Rebellen“ oder Terroristen gekennzeichnet werden. Genauso, wie die neu entstandenen Volksrepubliken im Südosten der Ukraine als „Rebellen“ oder „Separatis-ten“ bezeichnet werden. Dabei wird natürlich nicht erwähnt, dass die Huthis einen gemäßigt-politischen Flügel sowie einen militanten Flügel vereinen. Die Huthis sind sehr wohl zu einer diplomatischen Lösung bereit. Dies bestätigte auch der Diplomat und ehemalige UN-Sonderbeauftragte für den Jemen, der Marokkaner Jamal Benomar. Der Auf-stand der Huthis sei allein deswegen erfolgt, weil der Übergangspräsident Hadi seiner alleinigen Aufgabe nicht nachgekommen sei, demokratische Wahlen zu veranlassen. Laut Jamal Benomar seien seine Bemühungen um friedliche Lösungen nur deshalb nicht zustande gekommen, weil sie von den Saudis regelmäßig zurück-gewiesen worden seien. Ferner ist noch ein weiteres Feindbild im Zusammenhang mit dem Jemenkonflikt zu erwähnen: nämlich der Iran. So wurde schon im Jahr 2004 seit Beginn des Bürgerkrieges im Jemen der Iran des wiederholten Males beschuldigt, den Aufstand der Huthis zu führen und zu finanzieren. So sagte die amerikanische Journalistin und Kennerin Saudi-Arabiens, Karen Elliott House, am 23.4.2015 im Schweizer Radio: Die aktuellen Ereignisse würden als eine Einmischung des Irans im Jemen dargestellt, als Bedrohung der Sicherheit Saudi-Arabiens. Der Iran sei der Feind Nummer eins, zwei und drei und müsse bekämpft werden. Demgegenüber stellte der ehemalige UN-Sonderbeauftragte Benomar kategorisch fest, dass er in den drei Jahren seiner Anwesenheit im Jemen nicht die geringste Einmischung des Iran feststellen konnte. Auch Sprecher der Huthis sowie die iranische Regierung wiesen diese Behauptung als Propaganda gegen den Iran zurück. Ich zitiere einen Sprecher des iranischen Außenministeriums: „Wir glauben, dass das Prob-lem des Jemen eine innere Angelegenheit ist und wir denken, es sollte eine politische Lösung gefunden wer-den. Blut kann nicht helfen die Probleme zu lösen.” Meine Damen und Herren, soweit die wesentlichsten Merkmale eines Konflikt- bzw. Ziellandes am Beispiel Jemen. Diese bestätigen die Sichtweisen, dass auch im Jemenkonflikt die US-amerikanischen Strategen die Regie führen. Nur so kann erklärt werden, dass dieser Krieg, bei dem wiederum die Infrastruktur eines Lan-des zerstört wird und der v.a. die Zivilbevölkerung trifft, überhaupt möglich ist und kaum auf Widerstand stößt. So seien gemäß UN-Angaben u.a. mehrere Krankenhäuser, Schulen, Brücken, Moscheen und die drei größ-ten Flughäfen des Landes zerstört worden. Mehr darüber in unserem 2. Teil, in dem wir auf die beiden weite-ren Punkte eingehen, wie man nun einen Krieg um die US-amerikanische Vormachtstellung als solchen er-kennt. Auf Wiedersehen.

von dd.

Quellen/Links: www.srf.ch/news/international/jemen-arabische-militaerkoalition-beendet-luftangriffe
www.srf.ch/news/international/saudische-luftschlaege-auf-huthi-rebellen-gehen-offenbar-weiter
http://le-bohemien.net/2015/03/18/us-denkfabrik-stratfor-die-falken-der-geopolitik/
http://einarschlereth.blogspot.se/2015/04/jemen-das-ganze-bild.html
www.hintergrund.de/201503263476/politik/welt/jemen-us-vasallen-entfachen-neuen-krieg-im-nahen-osten.html
http://alles-schallundrauch.blogspot.ch/2009/12/jemen-das-neue-mitglied-in-der-achse.html
http://einarschlereth.blogspot.se/2015/04/lugenblasen-uber-jemen-platzen-grotes.html
www.gegenfrage.com/us-drohnenkrieg-im-jemen-groesser-als-in-den-medien-dargestellt/
www.kla.tv/5713
www.kla.tv/3359
www.srf.ch/news/international/es-geht-um-den-wachsenden-einfluss-des-irans-in-der-region