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Odysee
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18.09.2015 | www.kla.tv/6734
Liebe Zuschauer! In der Ukrainekrise und der damit verbundenen Auseinandersetzung mit Russland sind sich die Mainstream-Medien einig. Putin ist der Initiator der eskalierenden Gewalt und einer drohenden militärischen Auseinandersetzung mit den USA und der NATO. Auf Klagemauer.tv finden sich aber immer wieder Stimmen, die eine andere Sichtweise ausdrücken. Nicht zuletzt die bekannt gewordene Stratfor-Rede von George Friedman Anfang dieses Jahres wirft ein vollkommen anderes Licht auf die Situation. Die Aussagen des Globalstrategen aus den USA machen deutlich, dass die Ukrainekrise gezielt von den USA herbeigeführt wurde, um die alleinige Vorherrschaft der USA weder durch ein erstarkendes Europa noch Russland zu gefährden. Wann immer also einflussreiche Insider aus dem berühmten Nähkästchen plaudern, gilt es besonders aufzumerken. Einblicke der besonderen Art gewährte auch ein weiterer US-Globalstratege, nämlich der polnisch-US-amerikanische Politikwissenschaftler Zbigniew Brzeziński. Brzeziński war jahrzehntelang außenpolitischer Berater zahlreicher US-Präsidenten, von Carter bis Obama. Seine geostrategischen Überzeugungen veröffentlichte Brzeziński in verschiedenen Büchern und politikwissenschaftlichen Abhandlungen. Sein Buch „The Grand Chessboard“ – zu Deutsch: „Das große Schachbrett“ – erschien bereits 1997, ist heute aber aktueller denn je. Es gewährt einen tiefen Einblick in die langfristigen Interessen US-amerikanischer Machtpolitik und enthält einen analytischen Abriss der geopolitischen Zielsetzungen der USA: Eine unipolare Welt unter der alleinigen Führung der Vereinigten Staaten soll mit allen Mitteln aufrecht erhalten werden. Nach dem Ende der Sowjetunion und dem Warschauer Pakt sei die USA diesem Ziel bedeutend nähergekommen. Der Schlüssel für diese Zielsetzung, das Schachbrett auf dem der Kampf ausgetragen wird, sei Eurasien. Dabei bezieht sich Brzeziński auf die zentrale Landmasse Europas und Asiens, die als „eurasischer Kontinent“ 75 % der Weltbevölkerung und den größten Teil der weltweiten Energievorkommen umfasst. Wer die vorherrschende Macht sein will, müsse sich den Zugriff auf diesen Kontinent sichern. Die außenpolitischen Anstrengungen der Vereinigten Staaten hätten sich deshalb darauf zu richten. Im Buch „The Grand Chessboard“ hat Brzeziński auf einer Karte das „eurasische Schachbrett“ dargestellt. Darin ist der Doppelkontinent in vier Regionen – oder, um bei der Schachmetapher zu bleiben – in vier Figuren eingeteilt. Die erste Figur auf dem eurasischen Schachbrett umfasst etwa die heutige Europäische Union, die zweite China einschließlich einiger angrenzender Staaten, die dritte den Nahen und Mittleren Osten einschließlich Teile Zentralasiens. Doch die mit Abstand größte Figur – die Brzeziński die mittlere Region nennt – stellt Russland dar. Russland habe eine günstige geographische Lage im Zentrum Eurasiens und riesige Rohstoffvorkommen. Europa komme in diesem Zusammenhang eine entscheidende Bedeutung zu, wie Brzeziński in folgenden Punkten darlegt: 1. Es gilt zu verhindern, dass die Länder Europas mit ihrem großen technologischen Wissen und ihrer starken Wirtschaftsmacht eine stabile und friedliche Kooperation mit Russland finden. Die Unabhängigkeit Europas gegenüber den USA würde dadurch erheblich zunehmen. Die USA würden ihren vorherrschenden Einfluss auf dem eurasischen Kontinent – und damit weltweit – schwächen bzw. sogar verlieren. 2. Ein den USA politisch und wirtschaftlich zugewandtes Europa diene dem US-Ziel „einzige Weltmacht“ und habe für die USA die Funktion eines Brückenkopfes auf dem eurasischen Kontinent. Ich zitiere Brzeziński: „Schließlich könnte Europa sogar ein Eckpfeiler einer unter amerikanischer Schirmherrschaft stehenden größeren eurasischen Sicherheits- und Kooperationsstruktur werden“. Ein wichtiger Baustein dabei sei die Ukraine, die über 200 Jahre mit Russland verbunden war. Eine von den USA dominierte Ukraine würde Russland entscheidend schwächen und den US-Einfluss nach Zentralasien ausdehnen. Ohne die Ukraine höre Russland auf, ein eurasisches Reich zu sein. Jedoch, wenn Moskau die Kontrolle über die Ukraine mit ihren 52 Millionen Menschen sowie den Zugang zum Schwarzen Meer wiedergewinne, bekomme Russland automatisch die Mittel, ein starker Reichsstaat zwischen Europa und Asien zu werden. 3. Die USA sind die größte Macht außerhalb Eurasiens, aber als nicht-eurasische Nation auf diesem Kontinent nicht zu Hause. Bei den Bestrebungen, ihre Weltmachtposition auf diesem Kontinent durchzusetzen und zu verteidigen, könne sie leichter als andere Staaten aus Eurasien verdrängt werden. Für das mögliche Ziel „einzige Weltmacht“ sei eine exakt durchdachte und umzusetzende Strategie notwendig. Brzezińskis Darstellungen machen deutlich, liebe Zuschauer, dass es sich bei der Ukrainekrise und dem Bürgerkrieg im Südosten der Ukraine nicht um einen regionalen Konflikt handelt. Dieser Krieg dient vielmehr als Instrument, um ein vereintes, unabhängiges Eurasien zu verhindern und die alleinige Vormachtstellung der USA voranzutreiben. Demnach kann auch Putin nicht länger als der Aggressor bezeichnet und für den Ukrainekonflikt verantwortlich gemacht werden. Unter dem Blickwinkel – wie Brzeziński ihn darlegt – sind es vielmehr die USA, die eine gezielte Destabilisierung in Europa herbeiführen wollen. Deshalb sind die gegenwärtigen Entwicklungen in Europa – sei es die Ukrainekrise, aber auch die eskalierenden Flüchtlingsströme – unter diesem Blickwinkel zu betrachten. Guten Abend.
von no.
http://www.kla.tv/5588