Zum Volksbegehren:
FÜR UNEINGESCHRÄNKTE BARGELDZAHLUNG Bargeldlos
– Türgriff zur Hölle (von Ivo Sasek) Grundlagen
zum Vertiefen des Geldthemas Das
Ende des Geldes - Wegweiser in eine ökosoziale Gesellschaft https://www.kla.tv/347 |
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16.09.2022 | www.kla.tv/23629
Seit Jahren gibt es massive Bestrebungen, das Bargeld abzuschaffen. Immer neue Vorwände dienen zur Durchsetzung dieses Zieles. Über die eigentlichen Gründe für dieses Vorhaben informierten wir schon in der Sendung Bargeldlos – Türgriff zur Hölle. Aufgrund der Bargeld-Abschaffungsbestrebungen wollten bereits 2019 die Österreichische Volkspartei ÖVP sowie die Freiheitliche Partei Österreichs FPÖ das Bargeld in der Verfassung verankern. Der damalige ÖVP-Parteichef Sebastian Kurz äußerte sich folgend dazu: „Der Einsatz von Bargeld ist für viele Menschen, gerade für die ältere Bevölkerung in Österreich und im ländlichen Raum, eine Grundbedingung für ein selbstbestimmtes Leben.“ Im Koalitionspakt der letzten ÖVP-FPÖ-Koalition fand sich deshalb der Punkt „Schutz des Rechts auf Bargeld durch die Verfassung“, der jedoch wegen der vorgezogenen Wahl nicht mehr umgesetzt wurde. Mittlerweile arbeitet die Europäische Zentralbank an der Umsetzung und Einführung eines digitalen Zentralbankgelds. Mit folgenden Argumenten bewirbt sie den sogenannten „digitalen Euro“ auf ihrer Website: Fest steht: Der digitale Euro wird kommen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde ging im Jänner 2021 davon aus, dass Bürgerinnen und Bürger in der Europäischen Union bereits in fünf Jahren mit der Digitalwährung einkaufen können. Mit einer tatsächlichen Abschaffung des Bargeldes und der beabsichtigten Einführung des digitalen Euro durch die EZB würde sich unser Leben radikal verändern. Es käme einer Entmündigung gleich, denn wir könnten über unser Bargeld nicht mehr jederzeit nach Belieben verfügen. Mit dem digitalen Euro würden über die EZB jegliche Transaktionen erfasst und kontrolliert werden, wodurch auch der Staat jederzeit Zugriff auf die Konten aller EU-Bürger hätte. Das bietet Regierungen und Geheimdiensten ungeahnte Überwachungsmöglichkeiten. Außerdem ermöglicht eine Digitalwährung, gewisse Bedingungen an deren Verwendung zu knüpfen. Bei Nichteinhaltung dieser Vorgaben können Strafzinsen verrechnet bzw. das Geld entwertet werden. Dagegen könnte sich der gläserne Kontoinhaber nicht mehr wehren. Prof. Dr. Franz Hörmann ist Wirtschaftswissenschaftler, außerordentlicher Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien und Spezialist für Geldtheorien. In einem Interview vom 7.9.2022 zitiert er Henry Ford: „Wenn die Menschen unser Geldsystem verstehen würden, dann hätten wir eine Revolution noch vor morgen Früh.“ Des Weiteren erklärt Hörmann, warum die Bevölkerung diese Informationen nicht erhält. Franz Hörmann plädiert dafür, dass die Menschen ihre Freiheit und Privatsphäre verteidigen, die ihnen durch die Einführung der Digitalwährung und Abschaffung des Bargeldes, abhandenkommen wird. In Österreich besteht nun vom 19. - 26. September 2022 die Möglichkeit, mit seiner Unterschrift das Volksbegehren FÜR UNEINGESCHRÄNKTE BARGELDZAHLUNG zu unterstützen. Die genaue Forderung dazu lautet: „Der Gesetzgeber möge bundesverfassungsgesetzliche Maßnahmen treffen, um die Beibehaltung des uneingeschränkten Bargeldzahlungsverkehrs zu verankern. Das Bargeld ist in vollem Umfang als Zahlungsmittel und Vermögensform zu schützen, ohne Obergrenzen. Nur eine Verankerung des Bargeldes in der Bundesverfassung gewährt die Freiheit und die Verfügbarkeit privaten Vermögens und ist als Grundrecht abzusichern.“ Weitere Informationen zu diesem Volksbegehren finden Sie gleich unterhalb der Sendung. Professor Hörmann empfiehlt den Menschen, sich auch in der Tiefe mit der Geldfrage auseinanderzusetzen. Er sieht dies sogar als Voraussetzung für das Unterschreiben des Volksbegehrens. Um zu wissen, warum es so notwendig ist, sich bei diesem Volksbegehren zu beteiligen, sehen Sie, verehrte Zuseher nun im Anschluss das ganze Interview mit Franz Hörmann mit dem Titel „Bargeld bedeutet Freiheit!“ Erfahren Sie unter anderem, warum das Bargeld einerseits definitiv auch nicht die Endlösung ist und welche Voraussetzungen andererseits notwendig sind, damit eine digitale Währung nicht in die Knechtschaft führt. Die Zeitinvestition von nur 44 Minuten lohnt sich und ist ein wahrer Augenöffner zum Thema Geld. Die Abschaffung des Bargeldes ist auf jeden Fall zu verhindern. „Bargeld bedeutet Freiheit!“ – Prof. Dr. Hörmann im Interview mit Marie Christine Giuliani Marie Christine Giuliani (MCG): Hallo, Ihr Lieben da draußen, ich bin heute mit Professor Dr. Franz Hörmann per Zoom verbunden. Franz Hörmann (FH): Hallo, danke für die Einladung. MCG: Ich bedanke mich, dass Sie sich Zeit genommen haben. Professor Franz Hörmann ist ein Spezialist, was Geldtheorien anbelangt. Er ist Betriebswirt, hat seinen Doktor an der Wirtschaftsuniversität gemacht, ist ohnehin sehr bekannt. Sie haben Bücher geschrieben, jetzt auch „Das Ende des Geldes“. Sie halten Seminare, machen viele YouTube Videos, haben eine große Fangemeinde. Ich hätte mich gerne mit Ihnen unterhalten zur Thematik: Die EZB will das digitale Bargeld einführen und quasi unser beliebtes Papiergeld abschaffen. Es gibt jetzt auch ein Volksbegehren für uneingeschränkte Bargeldzahlung im September, das bei uns läuft. Müssen wir uns fürchten? Was bedeutet das? Was ist überhaupt die EZB? Ich weiß gar nicht, wo wir anfangen sollten. Es gibt hier sehr, sehr wenige Informationen. Habe ich Recht? FH: Ja – und das kommt auch nicht ungefähr. Es gibt ja dieses wunderschöne Zitat von Henry Ford: „Wenn die Menschen unser Geldsystem verstehen würden, dann hätten wir eine Revolution noch vor morgen Früh.“ – und das hat schon etwas. Da liegt wahrscheinlich auch der Grund verborgen, warum wir diese Informationen nicht erhalten. Denn man muss ja dazu sagen, dass mein Buch „Das Ende des Geldes“ ein unglaublicher Aufreger war. Das hat sehr große Wellen geschlagen, hauptsächlich deshalb, weil die wahre Natur des sogenannten Geldes, wie wir es verwenden und täglich erleben und eben nicht erklärt wird – und zwar nicht einmal an den Hochschulen und auch nicht in den offiziellen Lehrbüchern. Auch dort ist es in vielen Exemplaren noch falsch dargestellt. Zunächst müssen wir die Frage stellen, was ist denn überhaupt Geld? MCG: Ich habe sehr oft gehört, Geld ist einfach auch nur ein Glaubenssystem. Wir glauben daran und darum verwenden wir es. FH: Das betrifft natürlich alles. Das betrifft unsere Gesundheit, unsere Religion, das kann man überall einsetzen und daher ist es auch überall wahr, diese Aussage. Das meiste hat mit Glauben und Glaubenssystemen zu tun. Aber wenn wir über Geld sprechen, dann sollten wir zunächst einmal unterscheiden zwischen gesetzlichen Zahlungsmitteln – denn ich glaube, darum geht es ja im Kern – und Zahlungsmitteläquivalenten, also nicht gesetzlichen Zahlungsmitteln. Das ist sehr interessant, denn es gibt bei uns im Euroraum eigentlich nur gesetzliche Zahlungsmittel in Form von Münzen und Geldscheinen. Also nur das physische Geld, sprich das Bargeld, ist tatsächlich gesetzliches Zahlungsmittel. Nebenbei bemerkt betrifft es konkret uns hier in Österreich – in gewisser Weise ist es auch noch der Schilling, der eigentlich ja schon abgeschafft wurde. Aber in gewisser Weise hat auch der noch eine legale Berechtigung. Ganz zum Unterschied beispielsweise zum Bitcoin oder anderen Kryptowährungen, die jetzt zwar sehr hoch im Kurs stehen und immer beliebter werden in gewissen Gruppierungen. Wo ich mich aber ehrlich gesagt immer schon gefragt habe: Wo ist für diese elektronischen Währungen eigentlich die gesetzliche Grundlage? Wenn man sich das genauer ansieht, wird man nämlich entdecken, die gibt es nicht. MCG: Ist also jetzt Bargeld ein Relikt aus der Vergangenheit, das wir in unserer digitalen Zeit nicht mehr brauchen, das keinen Nutzen mehr hat? Oder würden Sie es schon für gut halten, wenn wir es behalten dürfen? FH: Das muss man näher untersuchen. Denn wie gesagt, aufgrund unserer aktuellen Gesetzeslage ist ein gesetzliches Zahlungsmittel immer nur in physischer Form vorhanden. Es gibt keine gesetzliche Grundlage für elektronische Währungen. MCG: In physischer Form – das heißt, ich habe das Geld in der Hand? FH: Richtig. Das was wir als Giralgeld kennen, das was wir beim Telebanking für elektronische Überweisungen verwenden oder auch wenn wir mit der Bankomatkarte zahlen – also diese Bits und Bytes, die ja Rechengrößen darstellen – das ist genau genommen immer nur eine Forderung auf Geld. Und da beginnt die Sache erst wirklich spannend zu werden. Denn, wenn ich als Kunde einer Bank physisches Geld, also Bargeld zur Bank trage, und dort auf mein Konto einzahle, dann wird mir das auf meinem Konto gutgeschrieben. Das heißt, ich liefere mein Bargeld bei der Bank ab und habe – in gleicher Höhe natürlich – gegenüber meiner Bank eine Forderung auf dieses Geld. Das ist soweit verständlich, das sieht jeder ein, dass das so gemacht wird. Das heißt, jedes Bargeld, das bei der Bank von einem Kunden einbezahlt wird, ist eine Forderung des Kunden und gleichzeitig eine Verbindlichkeit der Bank. Nun sehen wir uns aber an, was geschieht, wenn ich als Kunde einer Bank einen Kredit beantrage und mir die Bank einen Kredit einräumt. Dann passiert etwas Erstaunliches, denn die Bank bucht auf der einen Seite eine Forderung mir gegenüber in Höhe dieses Betrags und das Geld, das mir in den meisten Fällen nur elektronisch zur Verfügung gestellt wird und nicht als Bargeld in voller Höhe, das wird ebenfalls in die Sichteinlage gebucht. Das heißt genau auf dasselbe Konto, auf das auch die Spareinlagen gebucht werden – also eine Verbindlichkeit der Bank. Und eine Forderung, eine Verbindlichkeit an dieselbe Person in selber Höhe müsste sich rein theoretisch sofort auslöschen und könnte daher gar nicht existieren. Das wird allerdings vonseiten der Banker so argumentiert, dass sie sagen: „Na ja, da geht es jetzt um andere Fristen und Laufzeiten.“ Man spricht dann auch gerne von der sogenannten Fristentransformation. Tatsächlich ist es aber so, dass dieses Geld als gesetzliches Zahlungsmittel auf der Seite der Bank überhaupt nicht existiert, sondern durch diese doppelte Buchung – man spricht dann von einer Bilanzverlängerung, weil die Forderung auf der Aktivseite sich erhöht und die Schulden der Bank ebenfalls im gleichen Ausmaß. Durch diese Bilanzverlängerung wird also nur in der Buchhaltung durch einen Buchungssatz etwas geschaffen, was für die Bevölkerung wie Geld aussieht und wie Geld verwendet wird. MCG: Da gibt’s einige Menschen, die mir im Zuge der Thematik „Volksbegehren für uneingeschränkte Bargeldzahlung“ Geschichten erzählt haben, z.B. dass sie etwas abheben wollten, und es aber dann von der Bank nicht bekommen haben, wenn das einen gewissen Sockelbetrag überschritten hatte. Das war natürlich sehr verunsichernd für die Menschen, die gesagt haben: „Ich habe das doch dort eingezahlt. Wieso krieg ich das jetzt nicht?“ FH: Selbstverständlich! Das hängt auch mit dem sogenannten Bank Run [Ansturm der Kunden auf eine Bank] zusammen. Das heißt, wenn das Vertrauen der Bevölkerung in einem großen Ausmaß einbricht in die Stabilität der Banken und sie alle in einem verstärkten Ausmaß bar ihr Geld wieder beheben wollen, dann ist es relativ klar, dass die Banken dieses Bargeld nicht zur Verfügung haben. Das nennt man dann einen Bank Run. Wir haben so etwas 2008/2009 in der Folge der letzten Finanzkrise in England und Schottland erlebt. Da hat es tatsächlich Banken gegeben, die dann das Bargeld nicht auszahlen konnten. Ich muss sagen, dass das wahrscheinlich kein wirklich dramatisches Problem wäre in der heutigen Zeit, denn da würden dann einfach die Geldscheine von der Zentralbank nachgeliefert und es gäbe dann einfach eine Wartefrist. Ich sehe also im Bank Run momentan nicht das große Problem. Aber – es gibt ein großes Aber in dem Zusammenhang – durch diese Form der Kreditgeldschöpfung, denn nichts anderes ist das, es wird also elektronisches Geld durch Kreditvergabe überhaupt erst erzeugt, das vorher gar nicht da war – verschuldet sich die Bank. Das heißt, bei dieser Kredit“vergabe“-Methode entstehen zwei Schuldner, der Kreditnehmer und die Bank. Und das ist das Unlogische in diesem System. Denn normalerweise, wenn jemand Bargeld an einen anderen leiht, dann ist er Gläubiger und der, der sich das Geld geliehen hat, ist Schuldner. In der Kreditvergabe ist es nicht so. Da entstehen plötzlich zwei Schuldner. Und jetzt verstehen wir auch, warum die Banken regelmäßig immer wieder in Schieflage geraten, weil sie das Kreditgeld als Eigenverbindlichkeit verbuchen – und das ist das wirkliche Problem. Das heißt, wir haben nicht das Geld, die Banken aus diesem Problem herauszuholen, denn jedes Geld, bitte auch das Steuergeld, das die Steuerzahler benötigen und das dann der Staat verwendet, um Banken zu retten, entsteht primär und zwar zu 97 % als Bankverbindlichkeit, als Verbindlichkeit der ganz normalen Geschäftsbanken, nicht der Zentralbank. MCG: Was ist jetzt die Europäische Zentralbank? Da gibt es jetzt Banken und dann gibt es die Europäische Zentralbank. FH: Die Europäische Zentralbank ist das Dachinstitut – wenn man so möchte – der europäischen Nationalbanken, das heißt aller Nationalbanken jener Länder, die im Euroraum sind, die also den Euro als Zahlungsmittel verwenden. Und dazu muss man eines wissen: 1999, als wir den Euro eingeführt haben, da gab es sehr viele Befürworter, aber es gab auch sehr viele fundiert argumentierende Gegner gegen diese Euroeinführung. Warum? Weil natürlich unterschiedliche Währungen mit entsprechenden Wechselkursen, die sich dann auch angepasst haben, unterschiedliche Lohn- und Preisniveaus gepuffert und ausgeglichen haben. In dem Moment, wo diese Wechselkurse verschwinden, weil alle plötzlich dieselbe Währung verwenden, funktioniert dieser Ausgleichsmechanismus nicht mehr und es fällt voll auf das Lohn- und auf das Preisniveau zurück. Das ist das, was wir dann auch erlebt haben. Wir haben Preissteigerungen erlebt und Lohnsenkungen, die uns erspart geblieben wären, wenn der Euro nicht eingeführt worden wäre. Und dazu muss man dann noch etwas sagen: Es ist eine Tatsache in der Geldpolitik, dass ein Staat, der sich ausschließlich im Inland – also bei seiner eigenen Nationalbank in der eigenen Währung verschuldet – niemals pleitegehen kann. Denn die eigene Nationalbank kann jederzeit die zirkulierenden Schuldscheine wieder aufkaufen und über neue Schuldscheine wieder neues Geld schöpfen. Denn, und das ist das Interessante, auch die Zentralbank bucht so wie die Geschäftsbanken. Das heißt, auch Geld, das die Zentralbank erzeugt, entsteht bei ihr buchungstechnisch als eine Verbindlichkeit. Das ist das Verrückte in unserem Geldsystem, deswegen heißt es auch Schuldgeldsystem. MCG: Wenn ich mir jetzt diese Europäische Zentralbank anschaue, dann lesen z.B. viele Menschen aus dem Standard Juli 2021, da steht: „Testphase gestartet, warum die EZB digitales Bargeld einführen will.“ Warum will das die Europäische Zentralbank? Können wir uns das so vorstellen, dass wir ja eh schon beim Billa und überall und online nur mehr quasi mit den Karten bezahlen? FH: Nein, dazu muss man zusätzlich Folgendes wissen. Wie gesagt, ein Staat, der sich nur bei der eigenen Nationalbank verschuldet, hat nie Probleme und wird nie pleitegehen. Pleitegefahr für einen Staat besteht immer nur dann, wenn er sich in einer Fremdwährung verschuldet, z.B. Staaten, die sich im Dollarraum verschulden müssen oder in der Dollarwährung gegenüber dem Internationalen Währungsfonds, der Weltbank, oder was auch immer. Denn dieser Staat kann dieses Geld, das er sich geliehen hat, nicht selbst schöpfen, um damit wieder die alten Schulden durch neue Schulden zu tilgen. Das funktioniert dann nicht. Und nun ist es eben so, dass mit der Euroeinführung alle Eurostaaten, die den Euro eingeführt haben, damit automatisch gezwungen wurden, sich in einer Auslandswährung zu verschulden. Denn der Euro wird durch die EZB geschöpft und nicht durch die jeweiligen Nationalbanken. Und ganz plötzlich ist man einer ausländischen – wenn man so will – Geldmacht ausgeliefert. Die EZB untersteht auch keinem politischen Gremium. Es wird oft so getan, als wäre das wahnsinnig wichtig, dass also National- und Zentralbanken politisch unabhängig sind. Aber es ist natürlich auch ein großes Risiko. Denn man darf nie übersehen, auch Nationalbanken stehen, wie schon erwähnt – die Federal Reserve ist das beste Beispiel – die Federal Reserve ist weder federal, also weder eine Bundeseinrichtung noch hält sie Reserven. Sie schöpft genauso Geld durch einen Buchungssatz und sie steht in Privateigentum. Die meisten Nationalbanken gehören selbst wieder Geschäftsbanken. Da ist das in Österreich anders. In Österreich haben wir eine wirklich herausragende Ausnahme, dass tatsächlich die Mehrheit der Österreichischen Nationalbank dem Staat gehört. Ich habe mich, wie das passiert ist – nach der letzten Finanzkrise hat man das in die Wege geleitet – wirklich gefreut und war sehr stolz auf Österreich. Allerdings muss man auch eines dazu sagen: Die Bankenaufsicht, die die Nationalbank eigentlich ausüben sollte, hat man wohlweislich ausgegliedert in eine private GmbH, in die Finanzmarktaufsicht-GmbH und die gehört selbst wieder den Geschäftsbanken, die sie eigentlich prüfen soll. So wie das vorher bei der Nationalbank der Fall war. Also eine Nationalbank, die die Geschäftsbanken prüfen soll, aber im Eigentum dieser Geschäftsbanken steht, da muss man sich fragen: Wie ernsthaft prüft die dann Geschäftsbanken? Diese Praxis hat man beibehalten! MCG: Das klingt jetzt alles so verworren, wo eines in das andere verschachtelt ist, etwa wie das jetzt gerade auch bei der Wien Energie passiert, wo man sich auch nicht mehr auskennt, wer da wo, was zu verantworten hat und wem was gehört. Aber wem nutzt das? FH: Den Eigentümern, in der Regel immer den Eigentümern dieser Institutionen. Man muss eines dazu sagen … MCG: Sie haben doch gesagt, das ist der Staat, also die Österreicher. FH: Momentan in der Nationalbank, nur in der Österreichischen Nationalbank. Bei den Geschäftsbanken ist das wieder anders. Und 97 % unseres Geldes schöpfen die Geschäftsbanken in der Kreditvergabe und nicht die Nationalbank. Ende der Achtzigerjahre ist in den Vereinigten Staaten etwas Interessantes passiert. Da gab es die sogenannte „Saving and loan crisis“. Da sind also zirka 3.000 kleine Sparkassen pleitegegangen. Und das war damals unter Ronald Reagan und die liberale wirtschaftliche Ideologie muss man sagen, die ging davon aus, dass der freie Wettbewerb alle automatisch wieder gesund macht. Und deswegen hat man dann gesagt: Wir haben zwar mit Steuergeld jetzt diese kleinen Sparkassen gerettet, aber wir brauchen jetzt mutige Investoren, die diese Banken kaufen. Im Gegenzug werden wir die überhaupt nicht mehr regulieren, weil der freie Wettbewerb macht sie automatisch wieder gesund. Und es gibt einen spannenden Mann, das ist der William K. Black. Er war damals einer der obersten Bankenaufseher in Amerika. Mittlerweile ist er Accounting Professor an einer Universität, hat sich da also auch zurückgezogen in die Theorie. Er hat damals ein Buch geschrieben, was dann wirklich geschah bei dieser Liberalisierung der Bankenaufsicht und er hat gesagt: Die mutigen Investoren, die diese kleinen Sparkassen gekauft haben – das waren Strohmänner – die haben sich das Geld alle bei Mafiabossen geliehen. Und kaum, dass ihnen diese kleinen Sparkassen gehört haben, haben sie dem Mafiaboss einen Kredit eingeräumt, der höher war, als der Kaufpreis der Bank. Der hat den nie zurückgezahlt und die Bank musste wieder gerettet werden mit Steuergeld. Das ist das dunkle Geheimnis der kapitalistischen Geschäftsbanken und der Kreditgeldschöpfung: Sie schöpfen so viel Kredit aus dem Nichts, bis sie damit ihren eigenen finanziellen Untergang herbeiführen, und dann wieder durch Steuergeld gerettet werden. Wenn wir uns das ansehen, wie das jetzt bei der Wien Energie läuft, dann sehen wir, es ist dort genau das gleiche Spiel. Es werden Gewinne erzeugt durch unlautere Geschäftspraktiken und am Ende, damit sozusagen das Unternehmen nicht untergeht, weil wir es ja für Versorgungszwecke immer benötigen, wird dann die Bevölkerung erpresst. Dieses Erpressungspotential derer, die eigentlich die notwendige Infrastruktur – egal ob das Energie ist oder unser Geldsystem – am Laufen halten, das ist das, was wir endgültig unterbinden müssten. Das darf einfach nicht sein. MCG: Also worum geht’s jetzt dann? Um die Aufrechterhaltung des Finanzsystems, um die Kontrolle der Massen oder um das Ende der Freiheit? Wie kann man das jetzt umlegen, dass die Europäische Zentralbank sagt, wir machen jetzt digitales Bargeld? FH: Ich, als Theoretiker und als Wissenschaftler, sehe diese Entwicklung teils gespannt und andererseits auch amüsiert. Denn, vergessen wir nicht, nur das physische Bargeld ist momentan unser gesetzliches Zahlungsmittel! Und wenn man sich auch die offiziellen Papiere der G7 z.B. ansieht zum Thema Central Bank Digital Currency – CBDC nennt sich das – dann werden wir in diesen Publikationen sehen, dass es eigentlich für diese elektronischen Zentralbankwährungen noch überhaupt keine Rechtsgrundlage gibt. Es ist nämlich auch erstaunlich – und das wird auch offen gesagt – wir müssen unterscheiden: Handelt es sich um eine tote Währung, also handelt es sich quasi um Bits und Bytes, die selbst wieder einen Wert darstellen? Wir müssen uns das so vorstellen wie Gold- oder Silbermünzen, die ursprünglich geprägt waren. Die konnten wir einfach weitergeben und die haben selbst ihren Wert dargestellt. Wie das bei Bits und Bytes funktionieren soll, weiß ich ehrlich gesagt nicht, weil die kann man nicht einmal sinnvoll verknappen. Das müsste man wieder durch Verschlüsselung lösen, damit man sozusagen eine Knappheit simuliert. Weil, solange der Speicherplatz ausreicht, kann ich die kopieren ins Endlose hinein. Die zweite Variante wäre wieder buchtechnisches Geld. Und das buchtechnische Geld ist natürlich sofort – anders können sich das die Banker heute gar nicht vorstellen – wieder eine Verbindlichkeit der Zentralbanken. Und wenn ich jetzt allerdings auch die elektronische Währung der Zentralbank wieder als Verbindlichkeit schöpfe, dann habe ich mich um keinen Schritt verbessert. Dann habe ich die gleichen Probleme wie heute auch. MCG: Wer hat die gleichen Probleme? FH: Jede Bank, die Kredite als Eigenverbindlichkeit schöpft, denn die schädigt natürlich ihre Bilanz, weil sie immer weniger Eigenkapitalquote hat, bis sie irgendwelche Vorgaben Basel 345 nicht mehr erfüllen kann. MCG: Was hat das jetzt für eine Bedeutung für uns, für die Österreicher, wenn es tatsächlich soweit kommt, dass das Bargeld abgeschafft wird? Ich sage, viele Menschen zahlen schon lieber bargeldlos, das ist denen wurscht [egal]; die sagen, mein Gott, ist doch praktisch. Wo ist das Problem? FH: Ja, ein Problem kann dann entstehen, wenn wir uns ansehen, was zum Beispiel gerade in China passiert. In China hat man den Covidpass – wir dürfen nicht vergessen, das ist auch ein elektronisches System – ausgeweitet zu einem sogenannten Social Credit System. Das heißt, das Wohlverhalten der Bevölkerung wird elektronisch erfasst und ausgewertet und bei kleinen Abweichungen, z.B. wenn man politisch inkorrekte Meinungen irgendwo postet oder wenn man vielleicht im Zuge der Energiesparmaßnahmen in der Zukunft seine Wohnung zu stark heizt, dann gibt es Strafpunkte. Das kann dazu führen, dass einfach Strafzahlungen eingefordert werden; im schlimmsten Fall, dass das ganze Konto blockiert wird. Wir dürfen ja nicht übersehen, es gibt ja sogenannte Querdenker mit YouTube-Kanälen, denen dann ihre PayPal-Konten gesperrt werden, oder auch die Konten bei etablierten, ganz normalen Geschäftsbanken – in der Regel ohne Angabe von Gründen. Also wir sehen, dass wer die Macht über Konten hat, diese Macht natürlich auch missbrauchen kann, z.B. für politische Zwecke. Das muss einfach ausgeschlossen werden. Ich hätte z.B. überhaupt keine Bedenken gegen eine Form elektronischen Geldes, wenn sämtliche Geldflüsse nur den beteiligten Partnern einsichtig wären und nur dann ermittelnde Behörden einen Zugriff erhalten würden, wenn ein richterlicher Beschluss vorlegt – wie beispielsweise heute bei einer Hausdurchsuchung. Das ist ein Eindringen in die intime Privatsphäre – dazu benötigt es einfach einen konkreten Verdacht und einen Richterbeschluss. Wir müssen hier eindeutig unsere Freiheit und unsere Privatsphäre verteidigen. MCG: Also könnte man sagen, der Spruch „Bargeld ist gedruckte Freiheit“, der hat was für sich. FH: Nicht unbedingt. Denn auf der anderen Seite muss man ja eines sagen, man kann ja in die Bankomaten – also in die elektronischen Geldausgabeautomaten – auch Scanner einbauen, wo man beispielsweise abfragt: Kannst du mir jetzt deinen Impfpass zeigen, andernfalls gebe ich dir das Bargeld nicht. Überall dort, wo eine verknappende Macht am Hebel sitzt, und den Zugriff auf notwendige Infrastruktur der Bevölkerung einschränken kann und damit auch Missbrauch treiben kann, ist Gefahr in Verzug. Und da müssen wir als erwachte und als aufgeklärte Bevölkerungsteile die anderen warnen bzw. informieren, worum es in der Sache wirklich geht. MCG: Eine der häufig gestellten Fragen zu der Thematik EZB und digitales Bargeld lautet: Gibt es schon bald kein Bargeld mehr? Da wird aber gesagt: „Bargeld wird auf absehbare Zeit das gängigste Zahlungsmittel bleiben. Bargeld ist werthaltig, man kann seine Echtheit verlässlich überprüfen und Fälschungen von echtem Bargeld unterscheiden. Außerdem braucht man bei Geschäften mit Bargeld keinen Dritten. Kein anderes Zahlungsinstrument bietet diese drei Elemente so effektiv wie Bargeld.“ Es wird uns also gesagt, regt euch nicht auf; es wird zwar digitales Bargeld geben, aber das normale Bargeld bleibt bestehen. Wie bewerten Sie diese Aussage? FH: Ich lege dieser Aussage ungefähr genauso viel Wert bei, wie damals den Aussagen der ÖVP, als es um den EU-Beitritt ging, wo auf jedem Plakatständer groß draufstand: Der harte Schilling bleibt. Wir wissen das aus Erfahrung. Oder aber auch wie zu Covidzeiten, als überall zu lesen war: Ein Impfzwang wird nicht kommen. Wir haben diese Erfahrungen gemacht. Was die Politik heute sagt, hält meistens nicht einmal bis morgen. MCG: Ich möchte an dieser Stelle betonen, wir führen hier kein politisches Interview, sondern… FH: Nein, überhaupt nicht! MCG: … wir führen ein Fraktionsvideo zum Thema Bargeld, der großen Sorge der Bevölkerung, dass das Bargeld abgeschafft wird. Das heißt, das Volksbegehren für Uneingeschränkte Bargeldzahlung 19. – 26. September zum Unterschreiben – würden Sie das unterzeichnen? FH: Auf jeden Fall, aber wie gesagt, das setzt voraus, dass man sich auch in der Tiefe mit der Geldfrage auseinandergesetzt hat. Bargeld ist definitiv nicht die endgültige Lösung. Warum? Das habe ich in meinem Konzept des Informationsgeldes auch herausgearbeitet. Solange wir uns begrenzte physische Dinge im Kreis weitergeben, wie in einem Gesellschaftsspiel, erzeugen wir ein Nullsummenspiel. Das heißt, die zwei Goldstücke, die ich Ihnen geben möchte, die erhalten Sie nur dann, wen ich meine zwei Goldstücke verliere. Ein Nullsummenspiel bedeutet, die Gewinne und Verluste jeder Spielrunde summieren sich immer auf Null. Und das haben wir in einem physischen Geldkreislauf, das entsteht dann automatisch. Ein anderer Aspekt, eine andere Spielvariante wäre ein Plussummenspiel. Das bedeutet, dass wir ein Spiel spielen, wo jeder für seine Leistungen, was er in der Runde geleistet hat, einfach Punkte aufgeschrieben erhält – wo die Summe von Plus und Minus nicht Null ergeben muss nach jeder Runde. Was ist der wesentliche Unterschied zwischen den zwei Spielarten: Beim Nullsummenspiel – das schönste Beispiel dafür ist das Pokerspiel, das kennen wir aus den Wildwest-Filmen – der Winner takes it all – der Sieger in der Pokerrunde streicht die Einsätze aller anderen Spieler ein. Das heißt, sein Gewinn besteht in den Verlusten der anderen Spieler. Und das wirkt sich auf die Kommunikation zwischen den Spielern aus. Denn es gibt beim Poker zwei Siegstrategien. Das eine lautet Pokerface – sich nichts anmerken lassen, keine Information weitergeben. Und das andere ist der Bluff – das heißt, vorsätzlich die anderen belügen. Das ist der Grund, warum wir in unserem Wirtschaftsleben permanent der Lüge begegnen. Das sind keine schlechten Menschen und das ist keine mangelnde Moral oder was auch immer, sondern es ist die Siegstrategie in einem Nullsummenspiel. Und deswegen warne ich so vor dieser Weitergabe der begrenzten Geldstücke im Kreislauf. Silvio Gesell [Begründer der Freiwirtschaftslehre] z.B. hat das als Lösung angeführt. Er hat gesagt, wir müssen die Umlaufgeschwindigkeit erhöhen. Mitnichten! Wir werden uns dann immer noch so zwangsläufig belügen, weil nur die Knappheit einen Wert darstellt im heutigen Wirtschaftssystem. Das ist der nächste Punkt. Eine sogenannte Wissenschaft, die den Mangel zum Dogma erhoben hat, weil nur knappe Güter Wirtschaftsgüter sind, die sogenannten „freien Güter“, die gehören gar nicht zum Wirtschaftssystem – witzigerweise – die können wir auch herschenken. Daher müsste es in einem sinnvollen Paradigmenwechsel in unserer heutigen Gesellschaft beim Übergang vom Mangel in die Fülle dazu kommen, dass wir alle Güter und Dienstleistungen so schnell wie möglich in ausreichender Menge herstellen, sodass wir sämtliche Bürger und Bürgerinnen damit versorgen können. Natürlich dann ohne Gegenleistung, denn die erbringen sie schon dadurch, dass sie ihre Leistungen in die Gesellschaft einbringen. Das ist dann schon genug. Aber das ist dann schon ein kleiner Schritt in Richtung einer mir lieben Utopie. MCG: Das ist eine sehr schöne Utopie, weil das wäre eine Utopie, wo’s allen gut geht und nicht Menschen hungern müssen, damit man künstlich weiter verknappen kann. FH: Und wo vor allem niemand seine Gewinne zu Lasten anderer lukriert. Im heutigen System mit der doppelten Buchhaltung scheint das ja die einzige Lösung zu sein. Denn wenn ich auf der einen Seite eine Forderung buche, dann brauche ich natürlich irgendwo anders eine Verbindlichkeit. MCG: Jetzt ist noch meine Frage wieder zurück zum Bargeld: Das ist ja mehr oder weniger schon beschlossen, steht auf der Agenda – die Bargeldlosigkeit. Ist das unabdingbar notwendig, um das Finanzsystem weiter am Leben zu erhalten? Wozu ist das gut? Wir erleben ja alle eine ganz fürchterliche Zeit, abgesehen davon, dass wir uns vor dem Blackout fürchten müssen, dass wir Sorgen haben müssen, wie wir heizen sollen; Strom und Gas werden verknappt, die Sanktionen werden weiter aufrechterhalten. Ja, es gibt bereits Nahrungsmittelknappheiten in verschiedenen Ländern, also Lieferschwierigkeiten. Was hat jetzt die Einstellung des Bargeldes damit zu tun? FH: Ich denke, die Abschaffung des Bargeldes hat so wie auch die Covidmaßnahmen in erster überragender Linie psychologische Zielsetzungen. Die Bevölkerung soll sich schwach und hilflos fühlen und in eine spürbare Abhängigkeit getrieben werden. Denn in einer gefühlten Abhängigkeit akzeptieren sie Regeln und unterwerfen sich möglicherweise bestimmten Regeln, auch wenn sie sich zum eigenen Nachteil herausstellen. Und ich glaube, dass das das wirkliche Ziel ist, denn eines muss man sagen: Solange wir die Buchungstechnik bei der Geldschöpfung nicht verändern und dort nicht wirklich den Hebel ansetzen zur Veränderung unseres Systems, solange werden die Banken genauso bankrott gehen – egal, ob wir jetzt Bargeld haben oder nicht. Das hat damit überhaupt nichts zu tun. MCG: Können Sie mir eine Antwort darauf geben, wieso das für viele Menschen völlig egal ist, ob das Bargeld abgeschafft wird oder nicht. Wie erklären Sie sich das? Viele Menschen meinen: „Ich zahle eh das Meiste bargeldlos und ich hab’ ja nichts zu verbergen.“ Es kommt dann auch sehr oft: „Das ist ja egal, ich mach’ mein Ding und dann hab’ ich halt ein Bargeld und das gebe ich aus.“ Also es kommt bei den meisten Menschen überhaupt gar nicht an als eine Bedrohung. Wieso ist das so? FH: Weil diese Menschen in der Vergangenheit den technischen Fortschritt, insbesondere auch das Internet, die Vernetzung und die elektronischen Medien überwiegend nur zu ihrem Vorteil wahrgenommen haben und nicht zu ihrem Nachteil. In dem Moment, wo einmal gravierende Kommunikationsprobleme auftreten oder eine Webseite nicht erreichbar ist – nehmen wir an ein Computerausfall bei einer Bank und das Telebanking funktioniert einmal längere Zeit nicht – dann werden die wahrscheinlich beginnen, anders über diese Dinge zu denken. Wie gesagt, ich bin der Letzte, der das Bargeld glorifiziert, denn es ist ein Nullsummenspiel und aus dem sollten wir uns herausbewegen. Aber im Vergleich zur vollen elektronischen Abhängigkeit ist es dennoch ein Punkt, der sozusagen einfach durch das Signal an die Politik zeigen soll, dass die Bevölkerung sich hier eben NICHT unterwirft, sondern noch ein bisschen weiter denkt und ihre Unabhängigkeit auf jeden Fall schützen möchte. Wie gesagt, das letzte Wort zu den Central Bank Digital Currency CBDC ist noch immer nicht gesprochen. Wir haben ja im Hintergrund – die CBDC, wie wir sie heute verstehen von den G7, sind ja immer noch Schuldgeld, buchtechnisches Schuldgeld. Auf der andren Seite haben wir ja im BRICS-Raum goldgedeckte Währungen inzwischen. Wir dürfen nicht übersehen, am 13. September wird es eine große Konferenz geben, wo unter andrem auch Saudi-Arabien und andere große Staaten sich dem BRICS-Verbund [Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika] anschließen werden. Und das wird mit hoher Wahrscheinlichkeit das Ende des Fiat-Dollars [das Gegenteil von Warengeld] sein. Seit 29. August akzeptiert die russische Börse Dollar nicht mehr als Collateral, als Sicherheit. Das heißt, die BRICS-Staaten lösen sich vom heutigen Dollarsystem. Das heißt jetzt nicht, dass der Dollar in Zukunft keine Rolle mehr spielt, es gibt auch eine goldgedeckte Dollarvariante – gar keine Frage. Jetzt könnten wir wieder in die Philosophie einsteigen von edelmetallgedeckten Währungen versus Fiat-Geld. Auch da kann man jetzt als Otto Normalverbraucher sagen: „Ist mir doch egal, ob ich rein theoretisch dafür Gold bekommen würde oder nicht, denn ich tausche es sowieso nicht in Geld um. Ich will mit dem Geld eigentlich ja nur bezahlen.“ Das ist subjektiv nachvollziehbar, dass Menschen oft in ihrer persönlichen Blase so leben wollen und sich die Mühe nicht machen, darüber tiefer nachzudenken. Aber, der Wechsel eines Währungssystems von einem Paradigma zu einem anderen ist tatsächlich immer mit einem Wechsel der staatlichen Eliten verbunden. Das heißt, es geht dann in Wirklichkeit um einen Austausch der Eliten in diesen politischen- und Wirtschaftskreisläufen. Und da können wir – das ist zumindest meine Sicht – die Hoffnung daraufsetzen, dass jetzt dann hier Menschen an bestimmte Machtpositionen kommen, die vielleicht auch mehr im Interesse des Volkes denken und fühlen, als wir das bisher erleben mussten. MCG: Betrifft das auch Österreich? FH: Zweifelsohne, denn auch Österreich wird irgendwann vor die Frage der Finanzierung gestellt. Wir erleben ja jetzt schon, dass bestimmte Geldbeträge an die Bevölkerung ausbezahlt werden sollen. In Deutschland ist es angeblich so, dass die Regierung das nicht schafft, das auf die Konten der Bevölkerung zu überweisen. Das ist nicht einmal so unglaublich, denn Obama hat im Zuge der Lehman-Pleite und der Subprime-Krise einen sehr hohen Betrag – ich glaube es waren über 50 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt – um den betroffenen Familien, die ihr Eigenheim in der Subprime-Krise verloren haben, zu helfen. Auch da ist der Großteil des Geldes nie bei den Betroffenen angekommen, weil die Banken und die Finanzinstitute, die dazwischengeschaltet waren, die Gelder alle eingesteckt und abgezogen haben. Also auch da ist die Regierung nicht in der Lage gewesen, weil eben ein großer Teil der Infrastruktur des Geldsystems in der Hand von privaten Eigentümern liegt. Die haben sich dann einfach mit diesen Förderungen aus Steuermitteln selbst die Taschen vollgestopft. MCG: Diese Bewegungen, die wir hier jetzt haben, auch mit den BRICS-Staaten usw., das hat alles auch sehr viel zu tun mit einem Schulterschluss, der entsteht durch die Sanktionen, die ja sehr vorangetrieben werden. Wie sehen Sie das? Was hat denn das mit uns zu tun und vielleicht auch mit der Abschaffung des Bargeldes? FH: Ja, das hat eine ganze Menge mit uns zu tun. Wir dürfen ja eines nicht übersehen: Wir bewegen uns jetzt in einem Inflationsbereich, der im Euroraum bisher unbekannt war – ja über 9 % Inflation, das ist historisch wirklich einzigartig. Es ist absehbar, dass es in die Richtung weitergeht. Jetzt muss man sich sagen: Inflation – was ist denn das? Das ist eine rechnerische Größe, basierend auf einem hypothetischen Warenkorb: Preissteigerungen von Waren, die ausgesucht und in einen Warenkorb gepackt werden. Da kann man natürlich fürs erste schon einmal manipulieren. Denn die sogenannte gefühlte Inflation – der jeder einzelne von uns persönlich unterworfen ist – resultiert aus unseren individuellen Warenkörben, und die werden ja nicht gemessen und untersucht. Da kann’s schon sein, dass der eine oder die andere mit 20 oder 30 % Inflation zu kämpfen hat, weil er einfach einen anderen Warenkorb hat. Das ist schon wieder das Interessante: Die reine Rechengröße aus diesem hypothetischen Durchschnittskorb wird als Inflation verkauft. Und das was wir persönlich, tatsächlich real erleben, das nennt man dann „gefühlte“ Inflation und schwächt das damit ab, weil man meint, das ist so psychologisch und ein bisschen unscharf. Tatsächlich ist es genau umgekehrt, weil die Rechengrößen leichter manipulierbar sind als das, was jeden von uns Tag täglich betrifft. MCG: Welches Bild zeichnen Sie für den Herbst, Winter und Frühling? FH: Ich denke mir, dass jetzt die wirtschaftlichen Verwerfungen zwischen dem BRICS-Raum, also den goldgedeckten Währungen und den Fiat-Währungen, in relativ schneller Zeit – das kann schon in ein paar Wochen (!) passieren – so stark sein werden, dass diese Wirtschaftsräume so stark auseinanderdriften, dass die Politik gar keine andere Wahl mehr haben wird, als wieder auf nationale Währungen umzusteigen. Das heißt, ich denke, dass der Euro, wie wir ihn heute kennen, in absehbarer Zeit wieder aufgelöst wird und wir zu nationalstaatlichen Währungen zurückkehren werden. Ich gehe davon aus, dass die dann wahrscheinlich auch goldgedeckt sind. Das ist meine starke Vermutung, denn in diesem Währungsraum goldgedeckter Währungen ist der Handel dann leichter zu bewältigen als zwischen goldgedeckten Währungen und einer reinen Fiat-Währung (Schuldgeld). Wobei man eines auch bedenken muss: Wissenschaftlich strenggenommen, dürften wir dieses Währungsgold, das zur Deckung bereitgestellt wird, dann natürlich auch nie wieder in dieser Währung bepreisen bzw. kaufen. Dann das wäre dann ein Zirkelschluss. Das heißt, die Währung dürfte nur über eine Gewichtsgröße vom Gold gedeckt sein, so wie man auch früher gesagt hat Pfund Sterling – Pfund war die Gewichtseinheit des Edelmetalls. MCG: Die wichtige Frage für die Menschen da draußen ist: Ist das dann die Lösung, wenn wir wieder eine nationale Währung kriegen sollten? Geht’s dann den Menschen gut? FH: Ich würde sagen, es ist ein erster Schritt in eine mögliche bessere Richtung. Es ist noch lange nicht das Ende dieses Weges. Der nächste Schritt müsste sein: Wie begrenzen wir Spekulation? Sinnvoll wäre es, wenn man die Wechselkurse akkordiert [vereinbart] bzw. sicherstellt, dass nicht große Spekulanten – wie es in der Vergangenheit z.B. ein Herr Soros getan hat – das britische Pfund in die Knie zwingt, was auch wesentlich ein Auslöser überhaupt für die Einführung des Euros damals war – haben zumindest die Befürworter argumentiert und gesagt: „Wir brauchen eine Währung, die so groß und mächtig ist, dass Spekulanten gegen diese Gemeinschaftswährung dann keine Chance mehr haben.“ Wenn man die Spekulation auf andere Art und Weise verhindern würde, würde man auch diese Gemeinschaftswährungen in diesem großen Rahmen nicht benötigen. Dann könnte man auch kleinere Währungsräume adäquat schützen vor Spekulanten. MCG: Wie geht die Lösung noch? FH: Wie gesagt, ich habe persönlich keine Angst vor rein elektronischen Währungen. Auch wenn eine rein elektronische goldgedeckte Währung dann irgendwann existieren sollte, muss man nicht davon ausgehen, dass das unbedingt schlecht wäre. Wichtig ist, dass da eine vertrauenswürdige Institution dahintersteht, mit entsprechender Transparenz und natürlich auch einer politischen Kontrolle im Sinne von einer Kontrolle durch die gesamte Bevölkerungsgemeinschaft. Es dürfen keine privaten Geschäftsinteressen involviert werden, dort wo die breite Infrastruktur betroffen ist. MCG: Was Sie da jetzt alles erwähnen, das greift nur auf der nationalen Ebene. Das hat alles nichts mit der EZB zu tun. Mehr sollten wir uns also nicht das digitale Bargeld aufdrücken lassen? FH: Ich muss ehrlich sagen: So wie das momentan die CBDC beschrieben werden, glaube ich, dass die Vertreter, die Befürworter dieses Konzeptes selbst gar nicht ernsthaft an ihre Umsetzung denken. Denn wenn man vor allem im Abschnitt der Legalität der gesetzlichen Maßnahmen nachliest, steht dort, dass diese elektronischen Zentralbankwährungen überhaupt noch nicht genau definiert sind und auch die gesetzlichen Grundlagen hängen noch vollkommen in der Luft. MCG: Das klingt wie eine gute Nachricht FH (lacht): Ja, das denke ich mir. Es ist auch ein für mich persönlich unlösbarer Spagat: Wie soll ich denn etwas, das einen intrinsischen [nach innen gewendeten] Verknappungswert darstellen soll – wie dumm dieses Dogma in den Wirtschaftswissenschaften auch sein mag – als elektronische Größe abbilden? Wir kennen das ja z.B. von den Fingerprints und von den Codes, z.B. wenn man den Kopierschutz bei DVDs und CDs entwickelt hat. Wenn ich wirklich nur einen Stream, eine Reihe von Nullen und Einsen verwenden kann, um mir einen Film anzusehen – dann kann ich das überall hinspielen, und es wird keiner reicher oder ärmer, egal wie viele Leute sich das ansehen. Natürlich müssen die kreativen Menschen, die das geschaffen haben, auch entsprechend entlohnt werden. Die sollen natürlich auch das bekommen, was ihnen zusteht. Aber ich muss es nicht einschränken, um einen Tauschwert vorzutäuschen. Denn das, was wir in Zukunft wirklich benötigen, ist ein Nutzwert. Und der Nutzwert ist in den Wirtschaftswissenschaften eigentlich noch nie sinnvoll dargestellt worden. MCG: Ganz wichtige Botschaft von Ihnen war: „Bargeld ist das einzige gesetzliche Zahlungsmittel derzeit, das es gibt.“ Das heißt, die Menschen sollten das Volksbegehren für uneingeschränkte Bargeldzahlung definitiv unterschreiben… FH: Ja, um der Politik das Signal zu senden: Wir kennen uns aus! Und wir kontrollieren auch die Legalität einer elektronischen Währung, die über eine Zentralbank eingeführt wird. Wir schauen uns auch da die gesetzlichen Formulierungen ganz genau an, ob sie sinnvoll sind, oder ob da nicht wieder ein geistiger Zirkelschluss dahintersteht. MCG: Herr Professor Hörmann, ich würde sehr gerne ein weiteres Gespräch mit Ihnen planen zum Thema: Woher kommt eigentlich Geld? Wie ist es entstanden? Gab es immer schon Tauschhandel? FH: Sehr gerne MCG: Wären Sie bereit dazu, dass wir dieses Gespräch vielleicht… FH: Absolut, denn das sind wirklich Informationen, die die Bevölkerung jetzt in der Zukunft erhalten sollten.
von cha., ncm., doa.
Der digitale Euro – Details, Funktionsweise, Vorteile und Kritik (vom 3.9.2021) https://goldengates.de/de/ratgeber/der-digitale-euro/
Bericht über einen digitalen Euro https://www.ecb.europa.eu/paym/digital_euro/report/html/index.de.html
Zum Volksbegehren: FÜR UNEINGESCHRÄNKTE BARGELDZAHLUNG https://www.bmi.gv.at/411/Volksbegehren_der_XX_Gesetzgebungsperiode/FUER_UNEINGESCHRAENKTE_BARGELDZAHLUNG/start.aspx
„Bargeld ist und bleibt wichtig“ https://www.deutschlandfunkkultur.de/wann-kommt-der-digitale-euro-100.html
Digitales Zentralbankgeld - Das Ende aller Demokratie | Lexikon der Finanzwelt mit Ernst Wolff https://www.youtube.com/watch?v=dacBQQMNdHU
„Bargeld bedeutet Freiheit!“ - Prof. Dr. Hörmann im Interview mit Marie Christine Giuliani https://www.youtube.com/watch?v=6mTB7k6q_N0