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23.08.2022 | www.kla.tv/23418
Bestechung von Ärzten Schon 2013 berichtete im ARD-Journal ein deutscher Pharmavertreter mit fast 20 Jahren Erfahrung über die korrupten Machenschaften der Branche: Es geht nicht um das Beste für den Patienten, sondern rein um die Umsatzzahlen. Im Einzelfall gehöre es zum Auftrag, selbst gefährliche Nebenwirkungen zu verschleiern. Überall in Deutschland würden üppige Bestechungsgelder an Arztpraxen bezahlt, damit diese wunschgemäß die Medikamente der Unternehmen verschreiben. Doch der Informant will aus gutem Grund unerkannt bleiben. Polizeiermittler bestätigen, dass die Pharmaindustrie vor unlauteren Mitteln nicht zurückschrecke. Sie sprechen sogar von „Strukturen, von denen die Mafia noch etwas lernen könnte“. Ermittler der deutschen Krankenkasse „KKH-Allianz“ beobachten seit Jahren die Bestechung und gehen von einem Bestechungsbudget in Milliardenhöhe aus. Sogar die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt spricht von „einer sehr breiten Palette an Incentives“, das sind durch wirtschaftspolitische Maßnahmen ausgelöste Anreizeffekte zur Leistungsbereitschaft, mit denen die Ärzte gekauft werden.Dafür existieren richtige Listen mit den anzukreuzenden „Geschenken“. Wer dachte, dass sich das gebesserthat, irrt gewaltig. Ein Dokumentarfilm von Claire Lasko und Luc Hermann aus dem Jahr 2018zeigt, dass sich skrupellose Ärzte und geldgierige Konzerne nach wie vor am Gesundheitssystem bedienen und die Tricks immer raffinierter werden. Der Film offenbart vor allem, in welche Dimensionen die Macht der Medikamentenhersteller bereits reicht. Sie verfügen über einflussreiche GLOBALE Netzwerke und bestimmen TATSÄCHLICH die Gesundheitspolitik unserer Regierungen. Experten vergleichen die Macht der Pharmaindustrie mit der Macht eines Staates; ihre Lobby beeinflusse sogar den amerikanischen Kongress und die Arzneimittelsicherheitsbehörde (FDA). Hier nun Marcia Angell, Ärztin und Ex-Chefredakteurin des New England Journal of Medicine: „Die FDA steht heute gewissermaßen auf der Gehaltsliste der Pharmaindustrie. Die Unternehmen zahlen die Kosten der FDA-Abteilung, die für die Zulassung der Medikamente zuständig ist. Diese ist also von den Unternehmen abhängig, die sie eigentlich regulieren sollte!“ Obwohl die Pharmaindustrie mehr denn je von öffentlichen Fördergeldern profitiert, setzen große Konzerne dank ihrer weltweiten Netzwerke Medikamente mit utopischen Preisen auf dem Markt durch. 2016 kam es beispielsweise beim Medikament Daraprim nach einem Verkauf an Martin Shkreli zu einer Preissteigerung von 5000%, als der Preis von 13,50 auf 750 US-Dollarangehoben wurde. Shkreli ist ein US-amerikanischerHedgefonds-Manager mit Schwerpunkt auf Medikamentengeschäfte, der im Jahr 2018 sogar zu sieben Jahren Haft verurteilt wurde. Veränderter Arzneimittelmarkt Während der letzten zehn Jahre hat sich der Arzneimittelmarkt grundlegend verändert. Nur wenige große Pharmakonzerne wie z.B. Novartis, Sanofi, Johnson & Johnson, Roche und Pfizer kontrollieren die Produktion eines Großteils der weltweit verfügbaren Medikamente. Mit jeweils über 100.000 Mitarbeitern sind diese Unternehmen multinationale Konzerne und bestimmten als „Big Pharma“ den internationalen Medikamentenmarkt. Eine weitere Gemeinsamkeit dieser Konzerne ist, dass sie zahlreiche kleinere Mitbewerber und zig Patente aufkauften, um ihre Marktmacht zu vergrößern. Die Pharmakonzerne sollen Ergebnisse ihrer klinischen Studien vor den Gesundheitsbehörden verheimlicht oder verharmlost haben, um ihr Monopol bei bestimmten Medikamenten aufrechtzuerhalten. So kamenMedikamente auf den Markt, die bei den Patienten schwerste Nebenwirkungen verursachen können, wie z.B. die Medikamente „Mediator“ oder „Dépakine“. Der dänische Mediziner Peter Gøtzsche, der einst für Arzneimittelhersteller arbeitete, sieht zahlreiche Beispiele dafür, dass Pharmaunternehmen Mittel auf den Markt brachten, die schädlich und teilweise sogar tödlich waren – wie etwa das Schmerzmittel Vioxx von Merck. Es sei ohne ausreichende klinische Dokumentation auf den Markt gekommen, obwohl bekannt gewesen sei, dass es ein Herzinfarktrisiko darstellt und zum Tod führen kann. Er ist der Meinung: „Die Pharmaunternehmen sind deshalb sogar schlimmer als die Mafia. Sie bringen viel mehr Menschen um.“ Um den Absatz an Medikamenten zu steigern, verharmlosen viele Pharmaunternehmen auch die Risiken einer möglichen Abhängigkeit. Heute werden einige Pharmakonzerne beschuldigt, Millionen Amerikaner mit hochwirksamen Schmerzmitteln in die Abhängigkeit getrieben zu haben. Es werden auch „geschickte“ Strategien entwickelt, um sich die „Exklusivität“ einiger Arzneimittel zu bewahren. Das ermöglicht, Höchstpreise für diese Medikamente zu verlangen. Branchenkenner sagen aus, dass Pharmakonzerne heute im Grunde keine eigene Forschung mehr betreiben. Das machen öffentliche Einrichtungen. Marcia Angell führt hierzu näher aus, dass die Unternehmen kaum mehr eigene Innnovationen hervorbringen. Alles Innovative komme seit einiger Zeit aus der staatlich geförderten Forschung. Sie lassen sich einfach in der Nähe der öffentlichen Institute nieder und zahlen diesen dann Tantiemen (= Beteiligung am Erlös). Aber die sind nicht annähernd so hoch wie jene Gewinne, die mit den Medikamenten erzielt werden können. Angesichts der unvorstellbaren Macht und Skrupellosigkeit einiger multinationaler Pharmakonzerne wundert es nicht mehr, dass gesichertes Wissen über wirksame natürliche Heilmittel und Therapieansätze zunehmend verdrängt werden. Wenn die Menschen zur etablierten, auf Medikamenten basierenden Medizin keine Alternativen mehr kennen, werden sie völlig in die Abhängigkeit von der Arzneimittelindustrie getrieben. Die Macht der Pharmakonzerne würde dadurch noch mehr gefördert. Sehr verehrte Zuseher – die soeben dargebrachten Informationen sollen ein Bewusstsein dafür fördern, welche negativen, global agierenden Kräfte die weltweite Gesundheitspolitik steuern. Sie sollen Menschen davor bewahren, allzu leichtfertig gedankenlos Medikamente einzunehmen.
von ncm
„Big Pharma – Die Allmacht der Konzerne“, Dokumentarfilm von Claire Lasko und Luc Hermann (F 2018): https://www.youtube.com/watch?v=h6XYVnjAahs
Deutsche Apotheker Zeitung (6.2.2015) https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2015/02/06/pharmaindustrie-schlimmer-als-die-mafia