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17.08.2021 | www.kla.tv/19592
Steffi: Heute ist Herr Dr. Böttiger bei uns zu Gast. Herzlich willkommen bei Kla.TV. Sie sind von Haus aus Theologe und Pädagoge gewesen. Sie haben aber nicht nur an der evangelischen Kirche gearbeitet, Sie haben auch unterrichtet an der Schule, an der Hochschule und jede Menge Bücher geschrieben, und deshalb sind Sie heute auch bei uns. Sie sind der Autor des Buches „Energie der Zukunft ‒ nuklear, fossil oder erneuerbar?“, ein sehr spannendes Thema. Doch bevor wir dazu kommen, würde ich gerne fragen: Wie kommt es denn, dass Sie als Theologe sich mit Klimawissenschaften, neuen Energien auseinandersetzen? Ein völlig anderes Fachgebiet. Wie sind Sie dazu gekommen? Dr. Böttiger: Der Apostel Paulus hat an die Galater einmal geschrieben: „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ Die Hauptlast, die die meisten Menschen tragen, ist eigentlich, sich und ihre Familien zu versorgen. Und durch Klimahypothesen und Energiewende wird diese Last erheblich gesteigert. Von daher dachte ich sehr früh schon, dass man sich da schon auseinandersetzen muss, um eben auch diese Belastung einzudämmen nach Möglichkeit. Steffi: Ja, Sie sehen das auch als größte Herausforderung für uns Menschen heutzutage, Energie zur Verfügung zu stellen, damit das Leben auf unserem Planeten überhaupt möglich ist. Wie würden Sie das zusammenfassen in Ihrem Buch? Dr. Böttiger: Tja, Energie ist die Grundlage von allem. Ohne Energie läuft nichts, vor allem die Produktion der Güter, der Versorgungsgüter, aber auch Infrastruktur, Verkehr usw., das alles ist abhängig von der Energie. Energie ist an sich genug vorhanden. Ich sehe nur im Moment, dass eine Energieverknappung eingeführt wird mit dieser Energiewende. Und das kann für viele sehr arme Leute auf diesem Planeten noch große Nachteile bringen. Wir haben etwa einige hundert Millionen, die jährlich verhungern, nach der UNO, und das kann sich steigern. Steffi: Ich würde gern etwas aus ihrem Buch vorlesen. Sie schreiben hier: „Um das Überleben der Menschheit, ihre künftige Versorgung, sicherzustellen, ergeben sich recht grundsätzliche Fragen, über die sich jeder moralische Aktivist ernsthaft Klarheit verschaffen sollte und deren Berücksichtigung er nicht leichtfertig und unbesehen irgendeiner Instanz, den Wissenschaftlern, den Politikern oder sonst wie denen da oben allein überlassen darf.“ Was ist mit diesem interessanten Satz gemeint? Dr. Böttiger: Der Mensch kann nicht alles wissen, das wissen wir. Aber als freier Bürger haben wir Verantwortung für das, was politisch geschieht, vor allem in einer Demokratie. Und wir erleben zurzeit, dass die Massenmedien eine unheimliche manipulative Wirkung ausüben, sodass z.B. diese Klimathese, dass CO2 das Klima erwärmen würde, dass diese These zur Selbstverständlichkeit wird, obwohl keine Beweise dafür vorliegen, und die Beweise, die vorgelegt wurden, wurden massiv widerlegt. D.h., wenn die Medien dermaßen manipulieren und alle Andersdenkenden sozusagen in eine Ecke stecken als Verschwörungstheoretiker oder Schlimmeres, dann sollten die Menschen aufwachen und wachwerden. D.h., man kann nicht nur folgen dem, was man hört, sondern muss eben Widersprüche ernst nehmen und nachdenken und selbstverantwortlich dann entscheiden. Das kann man aber nur, wenn man sich umfassend informiert. Steffi: Ja, Sie haben schon mal vorhin Energiewende angesprochen, dazu kommen wir noch. Bevor wir zur Energiewende kommen, würde ich gerne mal über die Situation sprechen, wie sie jetzt ist. Ich habe in ihrem Buch gelesen, dass wir 1945 einen Energieverbrauch pro Tag hatten, der ungefähr fast 6 Millionen Fass Erdöl betrug. Heutzutage veranschlagt man das mit 88 Millionen Fass Erdöl pro Tag. Das ist ja eine extreme Steigerung, in der wir uns hier befinden und auch, wie es schon hier in Ihrem Buch ist. Also momentan ist ja sehr viel fossile Energie, also Erdgas, Erdöl, Kohle. Wir werden seit Jahren, Jahrzehnten schon, gewarnt: Achtung, das Erdöl geht leer, das Erdgas geht leer, wir brauchen andere Energien. Wie sehen Sie diese Warnungen im Hinblick auf unsere Energieversorgung? Dr. Böttiger: Wenn man auf die Daten guckt, dann sieht man, dass gegenwärtig mehr fossile Energien oder Kohlenwasserstoffe entdeckt werden, exploriert werden, als verbraucht. Das ist ein Fakt. Es lässt sich an den offiziellen Statistiken nachweisen. D.h., Energie wird absichtlich verknappt. Das hat einen ganz einfachen Grund: Alles, was knapp ist, ist teuer. Und die Verknappung bezieht sich nicht nur auf die Energie, sondern die Energie ist der entscheidende Hebel, um die Güterproduktion zu verknappen. Und dabei geht es in erster Linie um den Preis. Wir hatten eine Peak-Oil-Diskussion. [Schon vor der US-Invasion in den Irak 2003 hatten die Medien wiederholt lautstark den baldigen „Peak Oil“ angekündigt, nämlich, dass ab 2010 der Höhepunkt der Ölförderung überschritten werde.] Also die Diskussion, dass die fossilen Energien versiegen werden, begann bereits in den 70er Jahren mit den „Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome. Und weil dies nicht eingetreten ist, deswegen ist man umgeschwenkt auf die Klimahypothese, dass man gesagt hat: Nicht das Erdöl wird knapp und damit teuer, sondern der Verbrauch des Erdöls über die Abgase CO2, das ist das Problem. Und das ist das Verknappungsproblem. Im Grunde geht es um den Preis. Und das merken wir ja auch, wie die Preise hochgehen. Steffi: Ja! Ich habe auch in Ihrem Buch gelesen, dass man eigentlich seit 1860 ungefähr darüber streitet, wie Erdöl überhaupt entsteht. Also, wir wissen anscheinend gar nicht, wie Erdöl zustande kommt. Habe aber auch gelesen, es scheint solche Felder zu geben, die sich von alleine wieder füllen, wenn ich das richtig verstanden habe. Ist Erdöl dann vielleicht doch eine erneuerbare Energie, wenn das von selbst wiederkommt? Dr. Böttiger: Zunächst einmal muss man sagen: Der Saturnmond Titan, auf dem gibt es große Seen von flüssigem Methan. Das kann nicht biologisch von Pflanzen oder Tierkadavern herkommen. Bei minus 180 Grad gibt es das dort nicht. Und man sieht in der Astronomie, dass Kohlenwasserstoffe im Weltall ziemlich häufig vorkommen, also wahrscheinlich auch im Erdinneren, und sickern dann langsam hoch. Und Iwanowitsch Mendelejew – das war wohl der erste um 1860 herum – bezweifelte die These seines Landmanns Lomonossow, dass Erdöl und Gas und so weiter aus Pflanzenresten, Tierresten entstehen würde. Mendelejew hat gesagt, das kann eigentlich nicht stimmen schon wegen den Mengen, die man findet. Er ist auf die These gekommen, dass es eine a-biotische Entstehung von diesen Kohlenwasserstoffen gibt. Und tatsächlich haben die Russen sehr früh angefangen eben da zu bohren, unter der geographischen Grundplatte, sozusagen unter Urgestein, tief runter zu bohren und haben da große Mengen von Kohlenwasserstoffen entdeckt, sodass diese These dadurch bestätigt wurde. Und auch an anderen Stellen, zum Beispiel in Vietnam und so, wurde das auch praktiziert. Entscheidend scheint mir zu sein, bei der ganzen Diskussion auch die Überlegung des Recyclings von CO2 zu berücksichtigen. Allgemein bekannt ist ja, dass CO2 eines der wichtigsten Pflanzennahrungen ist. Die Pflanzen stellen aus dem CO2 Kohlenhydrate her. Das ist die Hauptnahrung für Tiere und Menschen. Und diese Tiere und Menschen, die atmen CO2 aus, in nicht geringen Mengen. Aber wichtig erscheint mir ein anderes Recycling zu sein. Fünfzigmal so viel CO2 wie in der Atmosphäre gibt es im Meer, also in den Ozeanen. Und dort wird CO2 verbunden mit dem dort vorhandenen Kalzium zu Kalkstein. Und da haben sich über die Jahrmillionen Kalksteingebirge gebildet, die durch die Erdfaltung hoch kamen. Und die Verschiebung der Kontinentalplatten führt diesen Kalkstein wieder ins Magma, also in die flüssig heiße Erde zurück. Und dort, das hat man in den USA im Labor nachgestellt, kann unter Bedingungen, die dort herrschen, dieser Kalkstein aufgelöst werden und daraus wieder Kohlenwasserstoffe entstehen, die dann wieder zur Erdoberfläche langsam hinaufsickern. Dies scheint mir eine der wichtigsten Recyclingformen für das CO2 zu sein. Auch die andere These, nämlich dass man über die Energiewende CO2 einsparen würde, ist absurd. Denn wenn der Partialdruck [Fachausdruck, der die Verteilung eines Gases in einem Umgebungsgemisch, hier Meer/Atmosphäre, bezeichnet] von CO2 in der Atmosphäre nachlässt, dann strömt sofort wieder etwas aus den Ozeanen zurück. Das heißt, mit der Energiewende in der Atmosphäre den CO2-Anteil senken zu wollen ist ein Witz. Steffi: Und Stichwort „Energiewende“, wenn wir uns das jetzt mal mehr von der energetischen Seite anschauen. Also wir beziehen ja momentan in Deutschland sehr viel eben aus nuklearer und fossiler Energie, also Erdgas, Erdöl, Kohle und so weiter. Ist natürlich ganz ganz großes Thema: Energiewende, erneuerbare Energien ... Deutschland strebt an, dass wir die Energie eben aus Windkraft, aus Wasserkraft, aus Solarenergie, Biomasse, Geothermie und allem Möglichen beziehen. Wie sehen Sie das? Haben wir überhaupt eine Chance, unseren Energiebedarf über solche erneuerbaren Energien zu decken in Deutschland? Dr. Böttiger: Gehen wir mal davon aus: Die These der Energiewende geht ja zurück auf die Frage von Umweltschutz. Und wenn man die Umwelt schützen will oder ihr eine Chance geben will, dann müsste man die Energieerzeugung konzentrieren, damit Freiräume für die Natur bleiben oder neu geschaffen werden. Das Gegenteil passiert mit der Energiewende. Die Energiewende geht in die Fläche, und zwar im großen Stil. Das heißt nicht nur, dass man Windkraftwerke in den Wald baut und Solaranlagen auf Feldern ausdehnt, sondern, um die Unstetigkeit der Energieversorgung durch diese beiden Quellen zu überwinden, werden sogenannte erneuerbare Energieträger angebaut wie Mais, was den Boden sehr stark belastet im Unterschied zu Getreide oder anderem. Und insofern tritt die Energiewende in Konkurrenz mit der Nahrungsmittelproduktion für die Menschen. Und wenn man das alles übersieht und flächenmäßig bisschen berechnet, wie ich das im Buch gemacht habe, dann stellt man fest, dass die Energieversorgung aus diesen Energiequellen für den gegenwärtigen Wohlstand nicht ausreicht, sondern dass das nur einhergehen kann mit einer drastischen Reduktion des Energieverbrauchs. Leute, die sich ein E-Auto kaufen, werden dann eben das E-Auto stehen lassen müssen, weil der Strom nicht da ist. Steffi: Und vielleicht auch mal das Stichwort auf „Kohle“. Also, Sie haben hier in Ihrem Buch geschrieben: „Gemeinsam am Energiegehalt bleibt die Kohle bei den Reserven um 54,5 % weiter der beherrschende Energierohstoff.“ Aber auch hier arbeitet Deutschland sehr stark daran, das wir aussteigen aus der ganzen Kohleenergie. Wie sehen Sie das? Dr. Böttiger: Das böse an der Kohle ist, dass ihr Wasserstoffgehalt relativ gering ist im Vergleich zu Öl oder Gas. Erdgas hat natürlich wesentlich mehr Wasserstoff und Kohle mehr Kohlenstoff. Und Kohleverbrennung liefert eben relativ mehr CO2. Das ist der Grund, weshalb man aussteigen will – also der vorgeschobene Grund. Kohle ist, wie gesagt, eine der Hauptenergiequellen für die Verbrennungsenergie, und es wäre töricht, dort auszusteigen. Noch schlimmer halte ich den Ausstieg aus der Braunkohle, weil bei der Verbrennung von Braunkohle sehr viele Mineralien frei werden, die einen wunderbaren Mineraldünger für die Landwirtschaft abgeben. Also, es geht bei dem Kohleausstieg nicht um Klima oder Energie, sondern um die Preisgestaltung und um die De-Industrialisierung. Steffi: Und Stichwort „Ausstieg“: Deutschland ist auch sehr bemüht, aus der Atomkraftenergie auszusteigen. Wir wollen bis zum 31.12.2022 alle Atomkraftwerke abgeschaltet haben. Was bedeutet das für uns in Deutschland? Dr. Böttiger: Sehen wir es mal im großen Rahmen. Als die Affen festgestellt haben, dass man die Verbrennung, die molekularen Bindungskräfte, auch außerhalb des Körpers nutzen kann in Form von Feuer, entstand die menschliche Zivilisation. Und wir sind heute an dem Punkt, wo die millionenfach dichtere Energie der nuklearen Kernbindungskräfte benutzbar werden. Damit ließe sich eine ähnliche kulturelle Entwicklung voraussehen. Wenn man die nicht haben will, weil man seine Herrschaftsposition innerhalb der Gesellschaft erhalten will, dann passiert das, was immer in der Geschichte passiert ist, dass man Entwicklungen der Menschen, also Produktivitätssteigerung, bremst oder die Ergebnisse davon verschwendet. Lugalzagesi, der Herr von Umma und Uruk um 2350 vor Christi Geburt, hat schon gesagt, worum es eigentlich geht. Der hat sinngemäß einmeißeln lassen: Ich bin zwar als König verantwortlich für das Wohlergehen meines Landes, aber das geht nur, wenn ich vorher die Chaos-Völker darum herum unterwerfe. Das heißt, Krieg war eines der großen Mittel, um Entwicklungen zu bremsen. Trotzdem haben sie stattgefunden. Gott sei Dank. Ich glaube auch, dass man die Nutzung der Kernbindungskräfte nicht bremsen kann. Andere werden dafür sorgen, wenn wir Deutsche zurück wollen ins Mittelalter, dann werden die anderen sich das nicht antun. Allgemein lässt sich sagen: Bei der Freisetzung von Kernbindungskräften, also vor allem bei der Kernspaltung, tritt natürlich Radioaktivität auf, was ein Problem ist. Aber wenn man versteht, woher und warum Radioaktivität auftritt, dann versteht man vielleicht auch die Bedingungen. Als die Elemente entstanden sind, am Anfang, vor langer Zeit, waren sie alle instabil. Das heißt, das Verhältnis von Neutronen und Protonen stimmte nicht. Und diese Unstimmigkeit führte dazu, dass die Elemente sich stabilisiert haben, indem sie radioaktive Strahlung, also Teile von sich, abgestrahlt haben und dadurch stabilisiert worden sind. Wir haben heute die Möglichkeit, z.B. im Schnellen Brüter oder vor allem noch in einer Variante, dem Dual Liquid Reaktor [ein inhärent sicherer Reaktortyp, bei dem kein Gau entstehen kann, weil die zuvor zunehmende Erhitzung die Kernspaltungen drosselt], unstabilen, also radioaktiven Abfall, zu stabilisieren. Entweder durch Anlagerung von Neutronen oder bei überschweren Atomkernen … wie Plutonium und ähnlichen Elementen, indem man sie zur Energiegewinnung weiter spaltet. Das ist möglich. Aber ich sehe eigentlich die Zukunft mehr in der Kernfusion, aber nicht bei den offiziell geförderten Fusionsreaktor-typen wie dem Tokamak (siehe 1. Abbildung rechts) oder Stellarator (siehe 2. Abbildung rechts), sondern vor allem in der Plasmafokusmaschine [eine im Westen nur privat betriebene Kernfusionskonzeption]. Beim Tokamak und Stellarator wird über starke Magnete versucht, Instabilitäten, die im Plasma von Natur auftreten, zu unterdrücken. Im Plasmafokus dienen genau diese Instabilitäten dazu, die benötigten hohen Temperaturen und Dichten zu erzeugen. Von daher sehe ich dort die große Chance. Der Vorteil dieser Konzeption ist, bei dieser Plasmafokus-Maschine entsteht keinerlei Radioaktivität, sondern es entstehen positiv geladene Alphateilchen [das sind die Atomkerne des Edelgases Helium], die ganz konzentriert in einem Strahl weggeschossen werden. Wenn man den Strahl durch eine Spule schickt, dann hat man, wie in einem Trafo, eine direkte Umwandlung von Fusionsenergie in elektrischen Strom, braucht nicht Wasser kochen und damit teure Generatoren antreiben. Aber das ist in dem Buch nur angedeutet. Es wird Hauptgegenstand meines letzten Buches. Ich denke mir, dass dadurch wirklich eine Veränderung zustande kommt. Es handelt sich um kleine handliche Geräte, die im Vergleich zum ITER [dem International Thermonuclear Experimental Reactor in Südfrankreich] in der Herstellung äußerst billig sind, die aber klein bleiben. Das heißt, man kann keine großen, zentralen Riesenapparate hinstellen, sondern Geräte, die etwa im Bereich von 5.000 kW arbeiten, und das würde zu einer Dezentralisierung führen, die die Gesellschaft verändern wird. In einer solchen Gesellschaft würde sich der Einzelne nicht mehr über „Was kann ich mir leisten?“ ein Image holen, sondern seinen Selbstwert in seinem kreativen Beitrag, den er für die Gesellschaft leistet, finden, z.B., indem er es fertig bringt, einen traurigen Menschen wieder fröhlich zu machen ‒ und nicht mehr über das “Was habe ich? Welches Auto steht vor meinem Haus?“ und solche Dinge. Steffi: Das ist sehr interessant. Vielleicht noch ein Stichwort: Wasserstofftechnologien. Peter Altmeier möchte, dass Deutschland führend wird in Grünem Wasserstoff. Was bedeutet das für Deutschland, aber was bedeutet denn überhaupt auch, führend werden in Grünem Wasserstoff? Dr.Böttiger: Grüner Wasserstoff ist ein Wasserstoff, der aus dem Stromüberschuss von Windenergie und Solarenergie gewonnen werden kann, wenn er gerade nicht anders gebraucht wird, also durch Elektrolyse [Spaltung von Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff durch elektrischen Strom ]. Dazu muss man wissen: Elektrolyse ist sehr unvorteilhaft. Die Wandlungskosten sind 75 %, d. h. nur 25 % an Nutzenergie könnte man dann statt des eingesetzten Stroms ernten. Doch das ist nicht das Hauptproblem. Aus diesem Grund versorgt sich die chemische Industrie zurzeit noch, stellt sie den benötigten Wasserstoff nicht aus Wasser her, sondern aus Kohlenwasserstoffen, aus Methan vor allem. Was wichtig ist beim Wasserstoff, was man mit bedenken muss, ist Folgendes: ein Wasserstoffatom ist sehr klein und dringt in die Strukturen der Gefäßwände ein und versprödet diese allmählich. Um Wasserstoff überhaupt transportieren zu können, muss er unter hohem Druck stehen oder sehr kalt verflüssigt werden. Das kostet enorm Energie. Und wenn es dann in die Gefäßwände eindringt, dann werden diese allmählich undicht. Wasserstoff ist an der Luft sehr explosiv. Und wenn Sie dann mal mit einem Wasserstoff-Auto fahren sollten, wie es im Gespräch ist, dann dürfen Sie um Gottes Willen keinen Unfall bauen, sonst fliegen Sie in die Luft. Also, ich halte das letzten Endes für einen Witz. Sicher, Wasserstoff ist nötig für die chemische Industrie, seit langem schon, aber die Herstellung von Wasserstoff als Grünen Wasserstoff mit Elektrolyse ist absurd. Steffi: Sie haben es jetzt auch zwar ein paar Mal angesprochen. „Grün“ steht ja bei uns für Umweltschutz, für Klimaschutz. Wir sind kurz vor den Bundestagswahlen in Deutschland. Wie sehen Sie das, sehen Sie denn die Partei „Die Grünen“ als wirklich zukunftsträchtige Umweltschutzpartei für Deutschland? Dr. Böttiger: Ich habe ja vorhin schon gesagt, was ich von dem Umweltschutz, der Energiewende halte, es ist das Gegenteil von Umweltschutz in meinem Verständnis. Was „Die Grünen“, ich meine nicht nur die Partei, sondern die Grünen in allen Parteien, unter Umweltschutz meinen, ist oft das Gegenteil davon. Sie verkaufen sich ja auch immer gerne als sozial. Was verstehen sie darunter eigentlich? Ist es nicht die Egalisierung der Gesellschaft, das heißt die Gleichschaltung der Menschen, jedenfalls der unteren Schichten der Gesellschaft? Und zwar auf einem möglichst niederen Verbrauchsniveau. Das ist, worauf das alles hinauslaufen soll. Es geht nicht um Umweltschutz, es geht um De-Industrialisierung zur Erhaltung der bisherigen Machtstrukturen. Steffi: Noch eine letzte Frage, bevor wir zum Ende kommen müssen. Also, aber Frau Baerbock versucht doch genau das, sie versucht doch eigentlich Klima, Umwelt und Soziales zu verbinden. Und Sie sagen jetzt, es geht um eine Egalisierung. Wie ist das gemeint? Was heißt das denn für den Bürger? Dr. Böttiger: Was die Egalisierung auf niedrigem Niveau für die Mehrheit der Bürger bedeutet, können Sie bei Klaus Martin Schwab vom Weltwirtschaftsforum in Davos nachlesen. Der schrieb in seinem Great Reset sinngemäß: „Wenn ihr nichts mehr habt, dann werdet ihr wirklich glücklich.“ Ich meine, es gab Asketen und christliche Asketen, die das auch gepredigt haben oder gemeint haben. In einer gewissen Weise meint man damit, dass man den Bezug zur Realität eben abbaut und in einem Traumleben lebt. Aber nach wie vor müssen wir essen, müssen wir uns versorgen und deswegen ist das nicht sozial, sondern das ist der Hass auf die Industrieentwicklung, auf die Produktivitätsentwicklung, die gleichzeitig die Machtstrukturen verändern wird, wenn sie durchkommt. Ich glaube, dass die Menschen allmählich aufwachen, jedenfalls die Menschen, die arbeiten müssen, die wissen, dass bestimmte Maßnahmen ganz bestimmte Folgen haben, die man nicht einfach wegdiskutieren kann. Und von daher werden, hoffe ich, die Menschen aufwachen. Ob die Leute, die in der Verwaltung beschäftigt sind, die gleiche Erkenntnis haben – daran kann man zweifeln. Steffi: Herr Dr. Böttiger, herzlichen Dank für dieses sehr aufschlussreiche Interview. Und dann wünschen wir Ihnen viel Erfolg mit diesem Buch „Energie der Zukunft.“ Dr. Böttiger: Ich will noch eine Anmerkung machen. Ich meine „die Grünen“ nicht als Partei, sondern „die Grünen“, die mehrheitlich in allen etablierten Parteien sind. Steffi: Vielen Dank, Herr Dr. Böttiger! Es war wirklich sehr aufschlussreich. Ich habe auch sehr viel gehört, das war mir so überhaupt nicht klar, und ich denke einigen unserer Zuschauer auch nicht. Was würden Sie den Zuschauern von Kla.TV mit auf den Weg geben? Dr. Böttiger: Noch eines: Ich habe hier Behauptungen vorgetragen. Die Belege dazu konnte ich hier nicht vortragen, die finden Sie im Buch. Aber was ich dem Bürger allgemein empfehlen würde, ist, sich nicht mehr auf Medien zu verlassen, auch wenn die etabliert sind, sondern zu versuchen, sich ein eigenes Bild zu machen. Das ist anstrengend, aber vielleicht interessanter als sich die Tagesschau oder dann danach die Filme und die Sportschau reinzuziehen. Selbst denken, weil man auch selbst verantwortlich ist. Wenn man als freier Bürger leben will, dann muss man auch Verantwortung zeigen. Steffi: Herzlichen Dank! Wir wünschen Ihnen viel Erfolg mit ihrem Buch und auch weiterhin dann beim Schreiben Ihres letzten Buches. Dr. Böttiger: Dankeschön!
von avr.
Schematisches Bild eines Tokamaks: By Smith Chris Llewellyn and Cowley Steve - Smith Chris Llewellyn and Cowley Steve, 2010 The path to fusion power, Phil. Trans. R. Soc. A.3681091–1108 Figure 2, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=102602592