Jemen – wie erkennt man einen Krieg um die globale (US-) Vormachtstellung? - Teil 2

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28.04.2015 | www.kla.tv/5811

Guten Abend, meine Damen und Herren. Herzlich Willkommen zu unserem 2. Teil – „Jemen – wie erkennt man einen Krieg um die globale (US-) Vormachtsstellung?“ Nachdem wir in Teil eins die Merkmale eines Konflikt- bzw. Ziellandes erläutert haben, betrachten wir nun in dieser Sendung zwei weitere Punkte. Zu Punkt 2: Was sind die Merkmale der US-amerikanischen Komplizen, die stellvertretend im Zielland den Krieg entfachen bzw. führen? Wie schon in Teil 1 erwähnt, gibt es ein wesentliches Hauptkriterium: US-Verbündete müssen pro-amerikanisch gesinnt bzw. loyal sein. Ihnen wird eine bessere Zukunft mit vielen Vorteilen versprochen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um gewaltbereite Terroristen, religiöse Fanatiker oder sogar absolute Monarchien, wie im Fall von Saudi-Arabien handelt. Sie dürfen Menschenrechte verletzen, Gewalt ausüben, demokratische Grundsätze missachten, usw. Denn als „US-Verbündete“ werden sie kaum belangt - im Gegenteil sogar unterstützt. So hat sich der deutsche CSU-Chef Horst Seehofer für den Export von Militärgütern nach Saudi-Arabien ausgesprochen. Der rote Faden, wenn es um die US-amerikanische Vormachtsstellung geht, zeigt sich ganz einfach: „Der Zweck heiligt die Mittel“. Dass der Zweck – die US-amerikanischen Vormachtstellung – die Mittel - sprich, die Menschenrechtsverletzungen der US-Verbündeten – heiligt, wird am folgenden Beispiel Saudi-Arabiens besonders deutlich: In Saudi-Arabien ist der Wahhabismus Staatsdoktrin. Der Wahhabismus ist eine extreme Richtung des sunnitischen Islams. Die Wahhabiten erklären viele andere Muslime zu Abweichlern und Schiiten gar zu Nichtmuslimen. Folgende Praktiken im öffentlichen Leben Saudi-Arabiens sind auf den Einfluss der Wahhabiten zurückzuführen: - Frauen dürfen kein Auto fahren (als einziges Land der Welt!) - Frauen dürfen sich in der Öffentlichkeit nicht mit fremden Männern zeigen - es gibt öffentliche Scharia-Strafen wie Hinrichtungen und Auspeitschungen - die freie Religionsausübung ist verboten Desweiteren werden von Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International folgende Tatbestände aufgelistet: - Inhaftierungen gewaltloser politischer Gefangener - Unterdrückung der Meinungs- und Religionsfreiheit - Haft ohne Anklage und Gerichtsverfahren - Ausweisung politisch Verfolgter - die sogenannte Hadd-Strafe, bzw. Amputation von Körperteilen - die Anwendung der Todesstrafe Wer kann da noch - angesichts solcher Praktiken eines US-Verbündeten - sagen, dass es der US-Regierung auch nur ansatzweise um demokratische Grundsätze, Menschenrechte oder den Weltfrieden geht? Stattdessen werden demokratisch gewählte Staatsoberhäupter wie Assad oder Putin als Diktatoren und Gefahren für den Weltfrieden bezichtigt. Als weiteres Merkmal US-Verbündeter erweist sich, dass diese in den Zielländern der US-Strategen, wie in Syrien oder im Jemen, Unruhen bis hin zu Bürgerkriegen zu stiften. So wurde der Jemenkonflikt von Anbeginn durch ständige Eingriffe Saudi-Arabiens und der sogenannten „Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel“ - kurz Aqap – von außen geschürt. Erst kürzlich, Mitte Oktober 2014, sprengte sich ein Selbstmordattentäter in einer Huthi-Versammlung in die Luft und riss 50 Personen in den Tod, am 21. Oktober 2014 mussten weitere 33 Menschen bei einer Bombe in einem Amtshaus sterben. Die Huthis warfen der Regierung vor, nichts gegen die Anschläge der Al-Kaida zu unternehmen. Wie wir in mehreren Sendungen berichteten, wurde Al-Kaida in den 90iger Jahren von der CIA initiiert, finanziert, ausgerüstet und für US-Interessen instrumentalisiert. Soweit zu Punkt 2 über die Merkmale US-Verbündeter, 1. dass der Zweck die Mittel heiligt, und 2. dass sie Unruhen im Zielland schüren. Für den dritten Punkt, was die Merkmale einer solchen Kriegsführung der US-Verbündeten sind, übergebe ich weiter an das Studio Wiesbaden Danke Studio Dresden. Nun zu unserem 3. Punkt, zu den Merkmalen einer stellvertretenden Kriegsführung der US-Verbündeten. Als roter Faden der modernen US-gesteuerten Kriege erweist sich, dass ganz gezielt zivile Personen und Einrichtungen angegriffen werden, wie wir es in unserem Lehrfilm „Wie funktionieren moderne Kriege?“ erläuterten haben. Dies wird im Dokumentarfilm „Wenn Amerikas Präsidenten lügen“ wie folgt bestätigt: Waren im Vietnamkrieg noch 70% aller Toten Zivilisten, so waren im Irakkrieg im Jahr 2003 und in den darauffolgenden Kriegen über 90% aller Opfer Zivilisten! Und diese Zahl kann in allen US-gesteuerten Kriegen vom Jugoslawienkrieg bis hin zum Syrien- und Jemenkrieg beobachtet werden. Auch der Jemenkrieg wäre ohne die US-amerikanische Führung nicht möglich. Ist es doch auch die USA, die laut eigenen Angaben Saudi-Arabien und dessen Verbündeten logistische und geheimdienstliche Unterstützung gewähren, Waffen liefern und die Luftangriffe koordinieren. Auch im Jemenkrieg geht es nur darum, ein strategisch wichtiges Zielland von innen her zu schwächen, zu destabilisieren, und eine mögliche Opposition gegen die US-amerikanische Vorherschaft samt Frauen und Kindern zu vernichten. Hier nur einige „offizielle“ Zahlen der Vereinten Nationen aus einer Reuters-Meldung vom 17.April 2015. Die Zahl, dass 90% aller Opfer Zivilisten seien, scheint nicht aus der Luft gegriffen zu sein: - Tausende Familien seien aus ihren Häusern geflohen - 150.000 Menschen seien auf der Flucht - Etwa 7,5 Millionen Menschen benötigten Hilfe - u.a. seien 5 Krankenhäuser, die drei größten Flughäfen des Landes, 15 Schulen, Brücken und Moscheen zerstört worden - vom 19. März bis zum 13. April wurden 767 Tote registriert, die tatsächliche Zahl dürfe deutlich höher liegen Weiter wurde von der Weltgesundheitsorganisation WHO, der UNICEF und anderen Menschenrechtsorganisationen folgendes gemeldet und bestätigt: - bei Luftangriffen sollen Flüchtlingscamps im Jemen getroffen worden sein. Belege für militärisch relevante Ziele seien nicht gefunden worden. - in einem Flüchtlingscamp im Norden sollen mindestens 45 Zivilisten getötet und 200 weitere verletzt worden sein - Saudi-Arabiens Luftwaffe hätte ein Lebensmittellager der internationalen Hilfsorganisation Oxfam bombardiert, samt Einrichtungen zur Trinkwasserversorgung für Tausende von Familien - innert einer Woche seien mindestens 62 Kinder im Jemen getötet und 30 weitere verletzt worden Dies scheint jedoch nur die Spitze vom Eisberg zu sein. Laut eigenen Angaben sollen die Saudis zwischen dem 26. März und dem 22. April den Jemen über 2.000-mal bombardierten haben. Ein Bericht eines jemenitischen Armeesprechers gibt bis zum 11.April folgende Zahlen bekannt: - 2.571 Menschen seien getötet worden, davon 381 Kinder und 455 Frauen - 1.200 öffentliche Gebäude und 72 Schulen seien zerstört worden - Die Saudis hätten nicht nur Flüchtlingslager und Lebensmittellager, sondern auch Einrichtungen der Telekommunikation, Radiostationen und Kraftwerke bombardiert. - Sanaa sei seit mehreren Tagen ohne Strom. - Es seien 3 Fußballstadien und 16 Tankstellen mit langen Kolonnen von Autos bombardiert worden. Wobei in einem Fall mindestens 17 Zivilisten getötet und 50 verletzt worden seien. Als weiteres Merkmal einer stellvertreten Kriegsführung der US-Verbündeten unter US-Schirmherrschaft erweist sich, dass Menschenrechtsverletzungen und völkerrechtswidrige Kriegsverbrechen kaum angeprangert werden. Wie ist es sonst möglich, dass trotz der bekannten Fakten, eine Entscheidung im UNO-Sicherheitsrat über eine humanitäre Feuerpause im Jemen bis heute nicht zustande gekommen ist? Diese hatte Russland am 4.April vorgeschlagen. Dem noch nicht genug der US-Vermessenheit: Im Laufe der Militärintervention verhängte der UN-Sicherheitsrat faktisch ein einseitiges Waffenembargo für die Huthi-Rebellen. Russland enthielt sich als einzige von 14 Nationen der Stimme, legte jedoch aus unbekannten Gründen kein Veto gegen die Resolution ein. Diese Resolution des UN-Sicherheitsrats gegen das jemenitische Volk befürwortet praktisch die Seeblockade und Bombardierung der Saudis. Dies kommt faktisch einer Legitimation für einen Völkermord an den Huthis gleich. Einige kritische Kommentatoren fragten sich, ob die Menschen im Jemen regelrecht ausgehungert werden sollen? Infolge der Seeblockade würden nun einige voll mit Nahrungsmitteln beladene Frachtschiffe vor der Küste Jemens festsitzen und auf nicht enden wollende Inspektionen warten. Für den Jemen, der 90% seiner Lebensmittel importiert, hat dies katastrophale Engpässe in den meisten der größeren Städte zur Folge. Das geistliche Oberhaupt des Irans nannte dies beim Namen und warf Saudi-Arabien Völkermord an der jemenitischen Bevölkerung vor. Meine Damen und Herren, während sich die hiesige Presse ausführlich mit dem vor hundert Jahren geschehenen Völkermord an den Armeniern auseinandersetzt, wird ein möglicher Völkermord im Jemen weder erwähnt noch untersucht. Zwar wird von der Vereinten Nationen sowie Menschenrechtsorganisationen teilweise auf völkerrechtswidrige Kriegshandlungen hingewiesen - doch scheint dies eher zu bezwecken, nicht völlig unglaubwürdig zu erscheinen. Schließlich setzt man sich für die Menschenrechte ein, so dass es sicher nicht sein kann, dass unter der US-amerikanischen Schirmherrschaft ein gezielter Völkermord stattfinden könnte. Die Zeit ist nun gekommen, dass die US-amerikanisch initiierten Kriege als Kriege um deren Vormachtsstellung und als Völkermord aufgedeckt und anerkannt werden! Ich verabschiede mich bis zum nächsten Mal auf klagemauer.tv.

von dd.

Quellen/Links: https://de.wikipedia.org/wiki/Wahhabiten#Wahhabiten_in_Saudi-Arabien_heute
http://www.eslam.de/begriffe/w/wahhabismus.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Saudi-Arabien#Menschenrechte
http://www.ad-hoc-news.de/riad-csu-chef-horst-seehofer-hat-sich-bei-einem-gespraech--/de/News/43170191
http://einarschlereth.blogspot.se/2015/04/lugenblasen-uber-jemen-platzen-grotes.html
www.srf.ch/news/international/es-geht-um-den-wachsenden-einfluss-des-irans-in-der-region
www.tagesschau.de/ausland/jemen-231.html
https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkerrecht
www.onvista.de/news/jemens-ex-machthaber-saleh-trotzt-saudi-arabien-2585491
https://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4rintervention_im_Jemen_2015
http://antikrieg.com/aktuell/2015_04_18_warum.htm
www.webcitation.org/6XcQ8ZZHQ
http://www.srf.ch/news/international/jemen-arabische-militaerkoalition-beendet-luftangriffe
www.srf.ch/news/international/jemen-kein-entscheid-fuer-feuerpause-von-un-sicherheitsrat
http://www.news.ch/62+Kinder+binnen+einer+Woche+im+Jemen+getoetet/657954/detail.htm
http://antikrieg.com/aktuell/2015_04_16_saudi.htm
http://www.onvista.de/news/iran-wirft-saudi-arabien-voelkermord-im-jemen-vor-2307939
www.kla.tv/5713
www.kla.tv/3359