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06.11.2020 | www.kla.tv/17501
Der 9. November 1989 war ein geschichtsträchtiger Tag – der Tag, an dem die Berliner Mauer nach 28 Jahren fiel. Zwei Tage zuvor beugte sich die Regierung der DDR dem Druck von der Straße und trat geschlossen zurück. Ein Zentrum des Widerstands gegen Meinungsdiktatur und für Demokratie und Freiheit war Leipzig. Von dort ansässigen Bürgerrechtlern, gerade auch Vertretern der Kirche, gingen starke Impulse eines friedlichen Widerstands aus. Ein Initiator und Bürgerrechtler dieser Zeit, Pfarrer Christoph Wonneberger, wurde im Nachgang der Geschichte mit zahlreichen Preisen geehrt. Christoph Wonneberger koordinierte ab 1986 die Montagsgebete, aus denen die Montagsdemonstrationen in Leipzig und anderen ostdeutschen Städten hervorgingen. Für seinen Einsatz für Demokratie und Menschenrechte, seine Zivilcourage und Mahnung zur Gewaltlosigkeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Pfarrer Wonneberger ist Träger des Bundesverdienstkreuzes, des deutschen Nationalpreises, des Ludwig-Beck-Preises der Stadt Wiesbaden und weiterer Ehrungen. Doch was bringt Pfarrer Wonneberger dazu, sich aktuell erneut im friedlichen Widerstand auf den zahlreich stattfindenden Demos zu engagieren? Im Vorfeld einer für den 7. November 2020 geplanten Demo in Leipzig führte Nils Wehner ein Interview mit ihm. Nils Wehner ist Teil des Orga-Teams von "Bewegung Leipzig", das sich aktuell für die Förderung eines offenen Meinungsdiskurses und Beteiligung der Bürger an politischen Entscheidungen gerade in Bezug auf die umstrittenen Corona-Maßnahmen sowie für den Erhalt der Grundrechte und der Demokratie einsetzt. Sein Team organisierte zum Beispiel den von den Medien verschwiegenen 7,8 km langen Demonstrationszug in Berlin am 1. August 2020, eine der größten Demonstrationen in der Nachwendezeit. Hören Sie nun einige zentrale Aussagen des Interviews von Nils Wehner mit Christoph Wonneberger. Nils Wehner: „Was hat Dich dahin bewogen wieder auf die Demos zu gehen?“ C. Wonneberger: „Das Problem ist ja jetzt, man kann nicht irgendwelche anderen Möglichkeiten wahrnehmen, man kann z.B. nicht irgendeine große Veranstaltung planen, wo man sich austauschen kann, wo Redner offen reden können und das hören können. Bei manchen Sachen gibt es eben nur die Möglichkeit, das im Freien zu machen. Damals war es die Reisefreiheit für viele Leute – das ist heute nur beschränkt das Thema. Aber die fehlende Redefreiheit und dass man verunglimpft wird, nur einseitig berichtet. Das war damals am Ende der DDR genauso. Und das bewegt mich schon, dass ich da sage, dagegen hab‘ ich was und das lass‘ ich mir nicht bieten. Ich habe einen Preis bekommen für die „Freiheit der Zukunft der Medien“, wo ich sage, da bin ich doch ein krummer Hund, wenn ich das einfach schlucke.“ Nils Wehner: „Kannst Du uns ein bisschen erzählen, was 89 so losgewesen ist?“ C. Wonneberger: „Das hat natürlich immer eine Vorgeschichte gehabt, 89. Man hat das Gefühl damals gehabt, es kann nicht so weiter gehen. So viele Leute wollten die DDR verlassen und dem musste man ja was dagegen setzen, dass man sagt, wenn man da bleiben will in der DDR dann muss man ja selber was verändern. Man kann das nicht einfach denen überlassen, die sagen, wir wollen weg aus der DDR. Dann habe ich z.B. 1986 eine Menschenrechtsgruppe gegründet und andere Gruppen, die sich weiter gebildet haben zu ganz verschiedenen Themen – Umwelt, Abrüstung – alles was reif war auch in der DDR, nicht nur in der DDR, sondern überhaupt auch europäisch. Das hatten wir schon immer im Blick gehabt, nicht bloß in die DDR zu gucken. Wir haben gesagt, wir müssen auch was für Europa tun. Das entwickelte sich immer ein Stück weiter dann 89. Ja, und dadurch, dass sich mehr Leute auf die Straße getraut haben zu gehen – die ersten die auf die Straße gegangen waren, waren die ’raus wollten aus der DDR und dann kamen eben andere Gruppen, die gesagt haben: Ne, ne, wir wollen hier bleiben. Und das war die Übermacht und die sind dann auf die Straße gegangen und haben gesagt: „Wir wollen was verändern in der DDR.“ Vergleicht man die Situation von 1989 mit der heutigen, stellt man viele Parallelen fest. So schildert Pfarrer Wonneberger, wie der Mut Weniger, die sich nicht von Repressalien und Verunglimpfung abschrecken ließen, immer mehr Menschen ansteckte. Herr Wonneberger wurde von der Staatssicherheit (Stasi) als Staatsfeind betrachtet, überwacht und als Provokateur bezeichnet. Heute steht er dazu, ein Provokateur zu sein, weil er den tieferen Wortsinn für sich entdeckt hat. C. Wonneberger: „Und die Stasi hat das damals auch so empfunden, ich bin bloß Staatsfeind. Die haben da einen Vorgang gemacht zu einer Initiative. Dieser Vorgang hieß Provokateur und das ging 10 Jahre, bis 89. Und da haben sie mich beobachtet, und Leute um mich herum eingeschleust, ich war umzingelt. Und jetzt nach dieser Zeit habe ich das Gefühl, die haben Recht gehabt – ich bin Provokateur. Mir ist erst jetzt richtig klar geworden – ich habe z.B. studiert in Rostock – und habe dann gedacht, eine Universität, die muss eigentlich eine Denkfabrik sein. Sie darf das Denken nicht verbieten. Im Gegenteil, da muss man Zeit haben, das was wichtig ist, nachzudenken – und für die Zukunft denken. Ich habe damals z.B. einen Philosophen Ernst Ploch kennengelernt – als Denker. Und da habe ich gemerkt, das ist ganz toll. Und der ist auch so ein Provokateur – im Denken jedenfalls. Den haben sie schon Ende 60, der war Professor hier in Leipzig, hier an der Uni, und dann haben sie ihn rausgeworfen und er musste die DDR verlassen und ist dann später in Tübingen Professor geworden. Und dann habe ich gemerkt, diesen Denksatz – also provozieren – muss man, die Zukunft muss man provozieren. Also ich empfinde das ein bisschen so wie, einer der provoziert etwas, wie so eine politische Hebamme. Das, was man noch nicht sieht, muss Licht werden, muss erkannt werden. So empfinde ich das. Das ist ein Provokateur für mich. Das ist kein Quertreiber, der alles zum Stocken bringt – im Gegenteil. Deshalb ist mir das auch ganz wichtig. Deswegen, Querdenken sagt zwar jetzt erst mal: „Nein, so nicht“. Aber Provozieren muss man, damit die Zukunft eröffnet wird.“ Provozieren muss man, damit die Zukunft eröffnet wird. Dieser Satz zeigt ein Potential auf und gibt Hoffnung. Verehrte Zuschauer: Es lohnt sich, im Alltag zur eigenen Meinung zu stehen, auch wenn man verunglimpft wird. Dieser Mut wird Andere anstecken und zu weiteren Schritten führen, wie Friedrich Hölderlin es trefflich formulierte: Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch! Lassen auch Sie sich im nachfolgenden von der Fülle des Mutes Anderer anstecken, die in den letzten Wochen und Monaten in schier unzähligen Aktionen Gesicht und Zivilcourage zeigten. Das sind die Zeichen des Frühlings mitten im Winter! 1. Menschen, die öffentlich für Demokratie und Meinungsfreiheit eintreten: Dr. med. Bodo Schiffmann Dr. med. Heiko Schöning Dr. med. Carola Javid-Kistel Rolf Kron Wojna von Die Bandbreite Sänger Alex Olivari Sänger Kilez More Polizeihauptkommissar Michael Fritsch Polizist Bernd Bayerlein Polizeihauptkommissar Karl Hilz Kriminalpolizist Wolfgang Kauth Basketballer Jishiko Saibou Leichtathletin Alexandra Wester Fußballweltmeister Thomas Berthold Ex-Grüner David Claudio Siber Journalist Reto Brennwald Ex- Parlamentarischer Mitarbeiter Sebastian Friebel Rechtsanwalt Ralf Ludwig Und viele Andere 2. Tausende von Menschen gehen überall in Deutschland regelmäßig auf die Straße Das sind die Demos für Frieden und Freiheit und gegen die Corona-Politik, die allein im Juni 2020 stattfanden: Berlin Bundeskanzleramt Darmstadt Stadtbibliothek Kranichstein Forchheim Paradeplatz Neckarsulm Stadtpark hinter Busbahnhof Pfaffenhofen an der Roth Vor dem Rathaus Stuttgart Kanal Berlin Berliner Tor Darmstadt Luisenplatz vor RP Erlangen Rathausplatz Bischofswerda Marktplatz Grimma Marktplatz Hamburg Rechts an der Kennedybrücke Herford Am Gänsemarkt Hersbruck Rathausplatz Lübben Marktplatz Nürnberg Lina-Ammon-Str. 28 Osterode am Harz Martin- Luther- Platz Schwabach Martin-Luther-Platz Sinsheim Wächter in der Allee Aachen Elisenbrunnen Ahrensburg Schlosspark Amberg Marktplatz Augsburg Mitte des Wittelsbacher Parks Aurich Marktplatz Bad Münstereifel Werther Tor Baden Baden Augustaplatz 1 Bühl Kirchplatz, Hauptstraße 47 Berlin Mariannenplatz Berlin Brandenburger Tor Berlin Alexanderplatz vor C+A Berlin Alexanderplatz (Neptunbrunnen) Bielefeld Siegfriedplatz Bocholt Berliner Platz vor den Arkaden Bochum Rathausvorplatz Bonn Wiese am Kaiserplatz Braunschweig Schlossplatz Bremen-Vegesack Gerhard-Rohlfs-Str. 74 Chemnitz Rathaus Coburg Marktplatz Coburg Cottbus Altmarkt Darmstadt Messplatz Düsseldorf Burgplatz Dessau-Roßlau Marktplatz Zerbster Straße Dortmund Willy-Brandt-Platz Essen Messeparkplatz P10 Flughafen Essen Kennedyplatz Eutin Marktplatz Frankfurt am Main auf dem Roßmarkt Frankfurt am Main Weseler Werft Freising Marienplatz Fulda Domplatz Göttingen Neues Rathaus / Gänseliesel Halle (Saale) Marktplatz Hamburg Ludwig-Erhard Straße Hannover Waterlooplatz Hürth Berliner Platz Heilbronn Berliner Platz vor dem Theater Henstedt-Ulzburg City Center Ulzburg Herrenberg Marktplatz Hildesheim Platz an der Lilie Ingolstadt Stadttheater Itzehoe Malzmüllerwiesen Jena Holzmarkt Kaltenkirchen Treffen CCU HENSTEDT ULZBURG Kassel Friedrichsplatz vor dem Frider Kassel Rathaus Kaufbeuren Obstmarkt Königs Wusterhausen Auf der Wiese hinterm Schloss Kiel Rasenflächen an der Kiellinie Koblenz Jesuitenplatz Lübeck Kohlmarkt Lüneburg Clamartpark Lingen (Ems) Marktplatz Lutherstadt Wittenberg Marktplatz München Münchner Freiheit Münster Domplatz Minden Simeonsplatz Nürnberg Wöhrder Wiese Niefern -Öschelbronn Rathausplatu Offenburg Marktplatz Offenburg Platz der Verfassungsfreunde Potsdam Brandenburger Tor Recklinghausen Rathausplatz Roding Am Esper – Regenreim Rostock Universitätsplatz Saarbrücken Europagalerie Salem Wiese bei Schlossseeallee 45 Schopfheim Marktplatz Speyer Messeplatz Stade Pferdemarkt Stuttgart Kurpark Cannstadt – Umzug Stuttgart Karlsplatz Waldshut-Tiengen Viehmarktplatz 1 Weißwasser Marktplatz Wien Josefsplatz – Stephansplatz Wiesbaden Mauritiusplatz Wilhelmshaven Pacific Café Witten Rathausplatz Wolfsburg Allersee an der Eishalle Zwickau Schwanenteich Picknick-Wiese Zwickau Hauptmarkt Aschaffenburg Schloßplatz an der Stadthalle Berchtesgaden Schlossplatz Bretten Marktplatz Celle Stechbahn Kaiserslautern Marktstr 11 Karlsruhe Karl-Friedrich Denkmal Köln Heumarkt Kiel Kiellinie bei Fischtruck Neptu Mannheim Marktplatz Mannheim Neustadt Bei Coburg Schützenplatz Pirmasens Fußgängerzone Wiesbaden Dernsches Gelände, Marktplatz Amstetten Hauptplatz, Brunnen Apolda Rathaus/ Markt Bad Neustadt/Saale Marktplatz beim Maibaum Bühl Johannesplatz Borken Marktplatz Cottbus Japanischer Pavillion (Tee-Hä Duisburg Stadttheater Erlangen Martin Lutherkirche Grimma Marktplatz Hamburg Rathaus Hamburg Jungfernstieg Jever Marktplatz/LzO Köln Emil Schreiterer Platz Kempen Buttermarkt Kitzscher Rathaus Koblenz Rathaus Langen Rathaus Löbau Altmarkt Lübben Postsäule Leinefelde Zentraler Platz Mühlhausen/ Thüringen Stätte Ecke Steinweg München Marienplatz Meißen Marktplatz Pößneck Markt Pirna Windrose Rödermark-Urberach Dalles, Gallus Kirche Recklinghausen Rathausplatz Rethwisch Rathausplatz Sangerhausen Marktplatz Schöllkrippen Marktplatz Schöneck/Vogtl. 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von ag./pi./ah.
https://www.youtube.com/watch?v=jwM5NnFwpdA&t=5s
Angaben zum 7,8 km langen Demonstrationszug in Berlin am 1. August 2020: Robert Fleischer im Interview mit Nils Wehner und Nadine Müller von Minute 5:00 bis 16:00 https://www.youtube.com/watch?v=gFH2hopfopM